Soulsitter, Drama-Kings, der Sultan und HonoluluAllgemein

Musikarbeiter unterwegs … am Telefon

The Base aus Graz liefern seit vielen Jahren konstant spannende, zeitgemäße Rockmusik. Ihr neues Album Lick A Stone Kill A Fly ist keine Ausnahme.

TEXT: RAINER KRISPEL
FOTO: MARIO LANG

Nein, Konkord hat keinen «sweetheart deal» mit den Musikarbeitern, dass sie im Label-Büro, dem Café Weidinger, deren mitunter exorbitante Zechen – wenn zechen je wieder richtig geht – begleichen und dafür Label-Künstler_innen hier ge­featured werden. Wir arbeiten aus Prinzip ungeschmiert, finden das Label und deren Musikarbeit einfach super, wie die von so vielen anderen. In dieser absurden Virus-Zeit ist das so eine Sache mit dem Themenfinden. Die Aufmerksamkeit driftet, mäandert (oder stagniert) und tut sich noch ein wenig schwerer, einen, nur einen Fokus zu finden. So viele Musik wäre berichtenswert, what the heck? Da ist dann zum Glück dieses dichtgewobene, mitunter verblüffende Album. 13 Songs einer Band, die in diesem Line-up seit 2002 zusammenspielt, mit einer Geschichte, die bis vor 1989 zurückreicht.

It’s Not That Everything’s Fucked Up.

Gerade noch denke ich an den Songtitel Hallo Kartoffelsalat der Düsseldorfer Band Nichts, beschäftigt damit, dem Kind einen solchen zuzubereiten, nach dem Rezept der Oma. Ist das eine Cover-Version? Da zieht I’ll be Sultan, 7. Song des The-Base-Albums, superber Hausmann-Soundtrack, meine ganze Aufmerksamkeit auf sich – was für eine Schönheit, da wird das Balladen-Fach lustvoll zur weit offenen Theater-Bühne. «I’ll be happy, I’ll be shining, I’ll be Sultan», der Refrain des Liedes, das mit den Zeilen «when this is over I promise I’ll be a different person» anhebt. Schon höre ich Cohen die ersten Zeilen singen, im Refrain denke ich an Naked Lunchs Welter, und dann ist klar: Das sind und bleiben Norbert Wally (Stimme, Gitarre), Albrecht Klinger (Bass, Gitarren, Stimme) und Karlheinz Miklin Jr. (Schlagzeug, Perkussion, Stimme): The Base! Die mit den folgenden Glanzstücken Let’s Say You Went Honolulu und King Of Drama deutlich machen, dass es mit Lick A Stone Kill A Fly (auch!) ums Album-Fach geht. Das ist keine beliebige Anreihung von Songs, die weiter hinten platzierten Lieder machen einen später (noch einmal!) die ersten, überwiegend geradlinigeren Stücke – beim Opener Diving Out Of Fashion mit Killer-Bass-Riff-Alarm, nicht uneingängig das Titelstück – mit anderen Ohren hören. Hört mensch Norbert Wally wirklich gerne singen, folgt seinen Texten, deren Abbiegungen und lohnenden Umwegen, wie auch ihren Geraden, ist er ein ebenso angenehmer Gesprächspartner, der launig aus dem Innenleben seiner Band berichtet. Eloquent sind auch seine Lyrics, Englisch dabei die ihm liebere, nähere Option, bei bestehender Verehrung von etwa Element Of Crime, mit denen schon im Burgtheater konzertiert wurde.

Whatever Fakes You Happy.

Wally proklamiert am Mobilfon, reflektiert diverse Wenn und Abers im Blick, auf die Band bezogen grundsätzliche «Zufriedenheit mit dem Ist-Zustand». Er spricht gelassen von einer «alles andere als steilen Karriere», in deren Verlauf sich das Trio – Klinger kam 2002 als Letzter per Bassisten-Rochade in die Band – über viele, viele Jahre eine treue Fan-Base und kontinuierlich breiter werdende wertschätzende Wahrnehmung erspielt und erarbeitet hat. Zahlreiche Musikarbeiten im (Tanz-)Theater-Umfeld und immer wieder für Film-Soundtracks inklusive, die Kooperation mit dem Jazz Orchester Steiermark nicht zu vergessen, The Big Base Band. Wally muss seine Songs dabei zuallererst den Kollegen schmackhaft machen, die scheinen dabei den «Rockern» grundsätzlich mehr zugetan als den subtileren Stücken. Andererseits sind alle Songs mit so maximalem Gusto umgesetzt, die Herren von der Rhythmus-Achse wie der Songwriter also gewiss alles andere als musikalische «one trick ponies». Unerlässlich für The-Base-Soundmann Fabio, live und im Studio wichtiger Bestandteil des Gefüges. Der, Wally sagt es staunend, «immer noch besser wird». Was der Sound des Albums in seiner eindrucksvollen Klarheit und dynamischen Kraft bestätigt, zugleich informiert von der Musikalität, dem Spielwitz und dem Können der drei Musiker, die ihre (Brot-)Jobs um die schon «lebensbestimmende» Band herumgebastelt haben, denen damit definitiv «no ned fad is». Was hoffen lässt, dass die zwölf Live-Dates zum neuen Album im Februar und März wie geplant über die Bühnen gehen können.

The Base: Lick A Stone
Kill A Fly (Konkord)
Live: 11. 2., Chelsea
www.the-base.at