Sound ins Getriebetun & lassen

Augustiner Andreas Fellinger

Ich bin jetzt seit drei Wochen Teil der AUGUSTIN-Redaktion, und mein erster Eindruck ist: ein großartiges Team. Das kann sich natürlich abnutzen. Aber unter all den Zeitungsredaktionen, die ich kennengelernt habe, gehört diese hier zu den sympathischsten.
Aufgewachsen bin ich in Laakirchen bei Gmunden, meine Mutter hat mich ledig aufgezogen und dort in einem großen Betrieb im Akkord gearbeitet. An der Matura bin ich zweimal gescheitert und habe daraufhin Buchhändler gelernt. Musik und Bücher, das waren schon damals meine großen Leidenschaften. Ich habe dann in Graz damit begonnen, redaktionell zu arbeiten, ich war bei der «Neue Zeit», bis sie wirtschaftlich an die Wand gefahren wurde, habe später für einige Zeitungen von Volksblatt über Falter bis Volksstimme geschrieben und war sieben Jahre lang Kulturredakteur der Welser Rundschau – auch dort bis zum bitteren Ende. Aber das soll kein schlechtes Omen für den
AUGUSTIN sein!
Vor 15 Jahren habe ich schließlich mein eigenes Magazin gegründet. Es heißt «freiStil» und beschäftigt sich hauptsächlich mit widerspenstiger, vorwiegend improvisierter Musik. Dementsprechend lautet das Magazinmotto «Sound ins Getriebe!» Soeben ist freiStil #92 erschienen, das Heft steht jetzt auf eigenen, nicht mehr so wackeligen Beinen, getragen von einem Team, in dem wir unbezahlt arbeiten, so gut wir es können und so gern wir es mögen.
Selber mache ich keine Musik, bin aber durch meinen Cousin früh sozialisiert worden – von Hardrock über Hendrix bis Miles Davis und darüber hinaus. Erste prägende Konzerte habe ich im Alten Schl8hof in Wels gesehen, in Wiesen und Saalfelden, später kamen Festivals in Ulrichsberg, Nickelsdorf, St. Johann/T und Wien, aber auch in Frankreich, Slowenien etc. dazu.
In Wien lebe ich seit acht Jahren. Irgendwann war der Punkt erreicht, an dem ich Wels verlassen wollte, und da hab ich mir gesagt: Wann, wenn nicht jetzt, soll ich nach Wien gehen? Ich mag hier das öffentliche Verkehrssystem – das ist man am Land nicht gewöhnt, wo zweimal am Tag der Bus fährt. Und die guten Wirtshäuser. Es gibt kaum etwas Schöneres, als im Sommer im Gastgarten vom Blue Tomato oder vom Weinhaus Sittl zu sitzen. Oder Tischtennis zu spielen: im Winter in der Lange Gasse, im Sommer in der Nähe des Meidlinger Markts. Auch weil meine Lebensgefährtin Buchhändlerin ist, lese ich viel, jeden Morgen eine Stunde zum ersten Kaffee: Zuletzt waren das «Aufruhr» von Michael Scharang und «Die Detektive vom Bhoot-Basar »von Deepa Anappara (Die Besprechung lesen Sie auf Seite 26), zurzeit ist wieder einmal Mircea Cărtărescu dran .
Den AUGUSTIN kannte ich von frühen Wienbesuchen. Später hab ich ab und zu Texte beigetragen, und eines Tages, ich war wieder einmal an der Traun spazieren, hat mich die Redaktion angerufen und gefragt, ob ich Interesse an einer Karenzstelle habe. Jetzt bin ich hier in der Lehre und schau mir an, wie das hier alles funktioniert.

Protokoll: Lisa Bolyos
Foto: Mario Lang