Spitzenbanker im Finanzdistrikttun & lassen

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Die Fragestellung der Analyse hat es in sich: Experten der New Economics Foundation, einer unabhängigen Denkfabrik mit Sitz in London, wollten wissen, welche Jobs mehr zum Wohlstand der Gesellschaft beitragen. Im Falle der Banker verglichen sie deren Einkommen mit der Wirtschaftsleistung der Finanzexperten, also mit ihren Steuerzahlungen und der Anzahl der geschaffenen Jobs. Das Ergebnis fällt negativ aus: Für jedes Pfund, das die Spitzenbanker verdienen, zahlt die Gesellschaft sieben Pfund drauf. Noch verheerender fällt die Bilanz bei Steuerberatern aus: 47 Pfund kostet es die Gesellschaft, wenn einer der Steuerspargehilfen ein Pfund verdient.Bei vielen Jobs im Niedriglohnsektor fällt die Rechnung ganz anders aus, nämlich positiv. So liege das Verhältnis zwischen Einkommen und gesellschaftlicher Wertschöpfung bei Arbeitern der Müllabfuhr bei eins zu zwölf. Müllmänner helfen demnach, durch Recycling CO2-Emissionen einzusparen und Rohstoffverbrauch zu verringern. Die hoch bezahlten Banker hingegen hätten mit fehlgeschlagenen Spekulationen hohen volkswirtschaftlichen Schaden angerichtet.

In der Kinderbetreuung steht einem Pfund Einkommen ein zusätzlicher Gewinn zwischen 7 und 9,50 Pfund gegenüber unter anderem, weil Eltern weiterhin arbeiten können, weil Kinder bei guter Betreuung zusätzliche Lernanreize erhalten und so in ihrer Entwicklung gefördert werden.

Selbst Reinigungskräfte in einem Krankenhaus tragen laut Studie mehr zum Wohl der Gesellschaft bei als Banker. «Für jedes Pfund, das wir ihnen zahlen, generieren sie mehr als zehn Pfund an gesellschaftlichem Wert», schreiben die Autoren. Die gesellschaftliche Anerkennung für ihre Leistungen bliebe den Putzkräften aber verwehrt, die Löhne extrem niedrig.

Es ist daher schlicht falsch, von einer hohen Bezahlung auf die gesellschaftliche Leistung zu schließen. Der oftmals angenommene Zusammenhang zwischen hohen finanziellen Anreizen und Beiträgen zum Allgemeinwohl müsse vielmehr in Frage gestellt werden, schreiben die Autoren. Sie argumentieren, dass gerade diejenigen Wirtschaftszweige mit den höchsten Einkommen sich nicht an den Kosten beteiligen, die der Gesellschaft tatsächlich durch sie entstehen.