Ausstellung
Schnell erhielt sein Betonblock-Sakralbau die Spitznamen «Trümmerkirche» oder «Ruinenbau». Der «sozialistisch geprägte» Bildhauer Fritz Wotruba glaubte an die «Kraft des neuen Menschen» und an die «Kunst als moralische Kraft», wie die Kuratorin ausführt. Diese Ansichten nahm Wotruba nach 1945 aus seiner Einstellung gegen Krieg und Faschismus mit und wollte sie in seiner Kirche auf dem Wiener Georgenberg im 23. Bezirk verwirklichen. «Ihr Kirchen, warum versteckt ihr euch zwischen Tankstellen und Hochhäusern?», hatte er zornig gemeint. Er selbst wünschte sich einen erhöhten Platz, einen Hügel oder Berg für sein Werk und entdeckte 1971 den Georgenberg. Ursprünglich für die Karmeliterinnen geplant, war dem Orden, der der Armut verpflichtet ist, der Kirchenentwurf zu opulent. Trotzdem wollte die Erzdiözese weitermachen. Der ÖGB spendete erstaunlicherweise eine Million Schilling. Bei der Eröffnung saß dann Bruno Kreisky neben einer Karmeliterschwester in schwarzer Tracht ganz vorne.
Fritz Wotruba war nicht gläubig, wie er laut Architekt Fritz Gerhard Mayr betonte. Wotruba trat aus der Kirche aus, als er eine Jüdin heiratete. Vor den Nazis flüchtete er mit seiner Frau Marian in die Schweiz ins Exil. «Die Architektur war bereits in seinem Werk drinnen», meint Kuratorin Stöger-Spevak auf der Pressekonferenz im Belvedere 21. Architekt Mayr betont die Zusammenarbeit mit Wotruba: «Nur zweimal sagte ich, das mache ich nicht mehr mit.» Mayr überredete Wotruba, statt des gelblichen jugoslawischen Marmors modernen Beton zu verwenden. Stein fand er zu schwer. Auch abgerundete Kanten für die Betonblöcke wehrte Mayr ab. Dadurch blieb der spröde Charakter mit den scharfen Kanten der Blöcke erhalten. Wotruba hatte Mayr gefragt: «Willst des mit mir machen?» «Probier ma‘s!»
WOTRUBA. Himmelwärts
Belvedere 21, 3., Arsenalstraße 1
noch bis 13. März 2022
www.belvedere.at