Augustinerin Betania Bardeleben
Augustin ist ziemlich omnipräsent, von daher war er mir schon, seit ich fürs Studium nach Wien gezogen bin, ein Begriff. Außerdem deckt sich der Inhalt thematisch ziemlich mit meinem Interesse für soziale Ungleichheit, und er war deshalb eine der wenigen Zeitschriften, die ich regelmäßig gekauft habe. Zum Augustin kam ich, wie ich meistens zu Aufträgen bei neuen Medienhäusern komme: indem ich Themen, zu denen ich recherchieren wollte, per Mail vorschlug. Mein erster Artikel im Augustin war die Titelstory zu den oft miserablen Arbeitsbedingungen in der Gastro (Nr. 592). Von Kindheit an wollte ich Journalistin werden und war deshalb schon früh in Bayern in Jugendredaktionen dabei. Ich habe dann hier in Wien Kultur- und Sozialanthropologie studiert und nebenbei viele Praktika gemacht, wie z. B. bei den an.schlägen, bei der taz und bei bianet in Istanbul. Als mir Wien zu klein wurde, startete ich während der Corona-Pandemie einen deutsch-türkischen Doppelmaster in Sozialwissenschaften, in der Türkei und in Berlin. Meine Mutter ist aus Mexiko. Ich glaube, dadurch, und weil meine Familie auch in Deutschland recht verteilt ist, war es immer natürlich für mich, meinen Lebensmittelpunkt zu verlagern. Auch durch das Studium in der Türkei fühle ich mich an mehreren Orten zu Hause.
Nach dem Masterstudium hatte ich wieder Lust auf eine längere Reise und radelte von Ägypten nach Wien, mit dem Plan, nebenbei Artikel zu schreiben. Wie sich herausstellte, sollte man als Journalistin schon recht etabliert sein, um gut bezahlte Aufträge zu bekommen. Spaßig war es natürlich trotzdem.
Ab Juli beginne ich meinen ersten Vollzeitjob in der Executive Customer Care. Ich würde sagen, das ist ein fancy Begriff für Kund:innenbetreuung. Nur Journalistin zu sein, hatte ich eh nie vor, weil ich die Abwechslung brauche, aber ich hoffe, dass ich zukünftig noch Zeit zum Schreiben haben werde und dafür, weiter als Yogalehrerin zu arbeiten.
Bewegung ist ein wichtiger Pfeiler in meinem Leben. Ich stellte früh fest, dass ich so einen mentalen Ausgleich schaffen kann, egal wo ich bin. Ich spiele Basketball, mache Kampfsport und laufe vor allem sehr gerne. Ich habe natürlich noch andere Interessen – Sprachen lernen, kochen und Musik, ich spiele seit vielen Jahren Geige. Ich bin sehr glücklich in Wien. Die Stadt hat die perfekte Größe, um überall mit dem Rad hinzukommen. Heute früh bin ich bei strömendem Regen zum Unterrichten ins Yogastudio gefahren. Das hat mich ziemlich gut für die Stunde aufgeweckt.
PROTOKOLL: JENNY LEGENSTEIN
FOTO: MARIO LANG