Stadtbilder des Unbeachtetenvorstadt

1030 Wien im Februar (Foto: © Michael Reutz)

Fotoalben im Internet

Street Photography ist ein Genre, das sich in Zeiten von Millionen dauerknipsen­den Smartphones immer wieder neu erfinden muss. ­Einige Hobbyfotograf:innen widmen sich vermehrt Details, die erst durch die Linse ihren Charme entfalten: achtlos ­hingestellte oder schräg arrangierte ­Dinge, ­unbeachtete Schattenspiele, unbeabsichtigt Lustiges, designmäßig Windschiefes. Im ­Grunde das, was die ­Augustin-Rubrik ­Wiener Winkel (S. 4) macht: den Blick schärfen für urbane Nebensächlichkeiten.
Durch eine Fülle an solchen Nebensächlichkeiten kann man auf f.ienna, dem Account von Michael Reutz auf der Fotoplattform Instagram, genüsslich scrollen. Da sieht man eine Rose, die stylisch im spitzen Winkel zu weißen Streifen am Asphalt liegt, einen leeren, zerbrochenen Leuchtkasten, Fenster im Tetris-Stil und vieles mehr. 2017 hat der Wahlwiener, der in Vorarlberg aufgewachsen ist, das ­erste Foto ­gepostet, «danach hat sich ­einiges angesammelt», schreibt er dem Augustin im E-Mail-Interview. Auf seine skurrilen ­Motive stößt er beim Flanieren. Für «flanieren», so schreibt er, könne auch das f in f.ienna stehen, aber auch für «fotografieren oder finden (meiner Motive). Es steht also nicht für etwas Bestimmtes, sondern ist einfach ‹Vienna›, nur um ein paar Buchstaben ‹verrückt›.»
In eine ähnliche Kerbe schlägt auf Instagram auch schiaches.salzburg, das Bilder abseits von Mozart­kugelchic zeigt. reallyugly.vienna wiederum ist v. a. auf Architektur und Blickachsen spezialisiert, die hässlich, interessant oder wunderbar, aber ­übersehen genannt werden können. Der Trend zum Kuriosum lebt.

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