Neue Filmarbeit aus dem Hause Riahi: «Everyday Rebellion»
Mit (zu) viel Pathos beginnt der dokumentarische Film «Everyday Rebellion» der Riahi Brothers: Eine Frauenstimme zitiert aus dem Manifest der spanischen Protestbewegung «15-M», der sogenannten Indignados (= Empörten). Die Quintessenz aus diesem Zitat lautet: Wir sind Menschen wie du, und uns reicht es. So weit, so banal. Aber man soll diesen Film nicht vor dem Ende beurteilen, denn Arash T. und sein auch im wirklichen Leben Bruder Arman T. Riahi gestalten über knapp zwei Stunden hinweg (eine um die Hälfte reduzierte Version fürs Fernsehen gibt es auch) einen Propagandafilm im besten demokratischen Sinne:
«Everyday Rebellion» ist ein sehr klug gestalteter Wegweiser zu Straßen und Plätzen dieser Welt, wo sich in den letzten Jahren das «Volk» erfolgreich oder zumindest medienwirksam gegen Diktaturen und Plutokratien gestemmt hat, u. z. ohne Gewalt, dafür mit viel Kreativität! Die Gewaltfreiheit bei den gezeigten und besprochenen Protestformen wird zum Credo erhoben, was nicht nur einen ideologischen, sondern auch einen pragmatischen Hintergrund hat: Wissenschaftliche Arbeiten hätten gezeigt, dass gewalttätige Proteste weniger effizient seien. Srda Popovic, Mitbegründer der Bewegung «Otpor!», die maßgeblich daran beteiligt war, das Regime von Slobodan Miloševi? zu stürzen, bringt im Film ein anschauliches Beispiel: Wolle man Mike Tyson eine Niederlage zufügen, sollte man besser Schach wählen als mit ihm in den Ring zu steigen.
Die im Iran geborenen Riahi Brothers, von wo aus ihre Eltern mit ihnen bis nach Wien geflohen sind, zeigen in «Everyday Rebellion» Gesichter, die sich in Sachen ziviler Ungehorsam engagier(t)en, sei es im Arabischen Frühling, in Madrid, in New York oder in der Ukraine, also Gesichter einer spanischen Lehrerin, eines ägyptischen Studenten, der Kommunikationsguerilleros von The Yes Men oder jenes von Inna Shevchenko, das wohl bekannteste unter den FEMEN-Aktivistinnen. Und am Ende von «Everyday Rebellion» ist der Pathos völlig zugunsten der Praxis gewichen. So ist auch unter der Webadresse everydayrebellion.net mehr als nur die Homepage zum Film zu finden: Es ist für die Betreiber_innen eine Plattform «zum Sammeln und Teilen aller Arten von kreativen, gewaltlosen Methoden und Taktiken mittels Videos, Kollaborationen und Artikel».