Literatur
Es war einmal eine Insel, auf der lebten Kinder im Niemandsland. Diese Kinder durften niemals erwachsen werden und bliesen sich gegenseitig Feenstaub ins Gesicht, um Farben zu sehen und fliegen zu können. Aber Achtung: Was sich auf den ersten Seiten als unschuldige Gute-Nacht-Geschichte tarnt, hat es in sich. Denn die Härte dieses modernen Peter-Pan-Abenteuers trifft einen dann, wenn man verstanden hat. Verstanden, dass Petru und seine Freunde eine zum Klauen gezwungene Diebesbande sind und dieser Feenstaub wohl auch nicht gerade der Staub von Feen ist. Cornelia Travnicek zeigt in ihrem neuen Roman am Beispiel des jungen Petru, wie essenziell Namen und Bezeichnungen für unser Weltverständnis sind. In der ihr eigenen Sprache gelingt es ihr, den Leser_innen eine vorurteilsfreie Sicht auf diese heimatlosen Taschendiebe zu ermöglichen. Und es funktioniert: Ihre Erzählung enttarnt noch das kleinste Ressentiment der Lesenden.
Katia Schwingshandl
Cornelia Travnicek: Feenstaub
Picus 2020, 278 Seiten, 22 Euro