Stört Fröhlichsein die öffentliche Ordnung?News

Sanktionen gegen einen beliebten Augustinverkäufer

Die Passantinnen und Passanten in der unteren Passage des Verkehrsknotenpunktes Schottentor/Universität sind durch die Bank verblüfft, wenn sie Osariemen Sunday, der hier seit 14 Jahren den Augustin verkauft, einen Blick auf eine aktuelle Strafverfügung werfen lässt. 200 Euro müsste der gebürtige Nigerianer – seit 2006 österreichischer Staatsbürger – bezahlen, ansonsten werde er im Polizeigefängnis landen. Die Strafe bezieht sich auf ein angeblich aggressives Verhalten des Augustinverkäufers am 24. August dieses Jahres.An diesem Tag, so erinnert sich Herr Sunday, sei er von sieben Polizist_innen, die sich eines äußerst gereizten Tonfalls befleißigten, kontrolliert worden. Die Frage des Verkäufers, ob diese Amtshandlung der Tatsache, dass er «black» sei, zu verdanken sei, habe die uniformierten Beamt_innen noch wilder gemacht. Laut ihrer Sachverhaltsdarstellung habe Herr Sunday die öffentliche Ordnung gestört, den öffentlichen Anstand verletzt und öffentliches Ärgernis erregt. Der Augustin hat inzwischen einen Rechtsanwalt eingeschaltet. «Ich zahle jedenfalls keinen Cent, denn nichts von dem, was mir hier vorgeworfen wird, stimmt », bleibt Sunday kämpferisch. Einer der Vorwürfe lautet, Sunday habe sich so platziert, dass Passant_innen «ausweichen mussten», und er habe den Augustin «aggressiv» verkauft.

Sundays Fall ist Gesprächsstoff in der Schottentorpassage. Spontane Unterschriftenaktionen zur Solidarität mit dem Straßenzeitungskolporteur, initiiert von Stammkundinnen und -kunden, sind im Gange. Der morgen, Mittwoch erscheinende Augustin bringt eine Coverstory zum Thema. Er erhält auch eine Auswahl von schriftlich eingegangenen Solidaritätsbekundungen. Der gemeinsame Nenner der Mails: Man könne sich die Passage ohne den immer fröhlichen Mister Sunday nicht mehr vorstellen. «Sunday ist nicht nur sympathisch, freundlich und zuvorkommend, sondern zaubert jedem vorbeigehenden Passanten täglich ein morgendliches Lächeln ins Gesicht», heißt es etwa im Statement Paul Schmidts, Generalsekretär der österreichischen Gesellschaft für Europapolitik.

Osariemen Sunday nimmt am Montag, 28. November, neben dem Polizeijuristen und Stadthauptmann Michael Lepuschitz, der Standard-Redakteurin Petra Stuiber, der Bettellobby-Aktivistin Annika Rauchberger und der Augustin-Redakteurin Lisa Bolyos an einer Diskussion zum Thema «Obdachlosigkeit, Justiz und Polizei» im Bezirksgericht Meidling teil. Beginn: 19 Uhr. Es wird dort die Gelegenheit geben, mit Herrn Sunday zu sprechen.