Aus der KulturPASSage
Kurz vor dem Lockdown hatte ich das große Glück, im Gartenbaukino den Film Große Freiheit sehen zu können. Ein absolut beeindruckender Film, der die Ausgrenzung gleichgeschlechtlicher Beziehungen per Gesetz behandelt. Eigentlich behandelt diese Geschichte viel mehr, es geht um Stolz und Vorurteile, um Hoffnung, um Standhaftigkeit und um Freundschaft.
Kaum zu glauben, aber es gab tatsächlich in Deutschland den Paragrafen 175 (in Österreich §129), welcher besagte, dass Homosexualität unter Männern illegal ist. Dieser Paragraf wurde erst 1988 abgeschafft, in der Nachkriegszeit wurden mehr als 100.000 Menschen deswegen vor Gericht gestellt!
Große Freiheit erzählt vom Homosexuellen Hans Hofmann und seinen vielen Gefängnisaufenthalten. Die Nazis lassen ihn deswegen ins KZ deportieren, von den Alliierten wird er nach dem Krieg erneut inhaftiert, um seine Reststrafe abzusitzen. Hinter Gittern trifft er auf den verurteilten Mörder Viktor, der stark drogenabhängig ist und sich keinesfalls eine Zelle mit «einem perversen 175er» teilen will. Nachdem sich dieses Zusammenleben nicht vermeiden lässt, entwickelt Viktor immer mehr Bewunderung für Hans. Er erkennt, dass niemand dessen Gesinnung brechen kann, in stiller Rebellion lässt sich Hans immer wieder einsperren, glaubt aber immer noch an die Liebe. Interessant zu beobachten ist, wie das Vertrauen wächst, wie man langsam füreinander einsteht, wie sich schrittweise eine echte Freundschaft entwickelt.
Regisseur Sebastian Meise hatte nicht nur den Mut zu dieser Thematik, er hat diese auch sehenswert umgesetzt. Dieser Film hat schon mehrere Auszeichnungen erhalten, er wird sogar ins Oscarrennen geschickt. Franz Rogowski als Hans und Georg Friedrich als Viktor geben mit ihrem intensiven Spiel diesem Film gute Chancen auf eine Oscarauszeichnung.