Strawanzerei am 13. Juli 2017Strawanzerei

Stadtspaziergang mit dem AUGUSTIN: Hans & das Venster99

Ana hod imma den Punk. Er will, dass wir ihn Hans Wurst nennen. Sein Wunsch erinnert an die alte Freiheit, sich zu nennen, wie man es für gut hielt, und seinen Namen beliebig zu wechseln.

Foto: Mehmet Emir

Das war vor der Zeit des allmächtigen Staates und der totalen Kontrolle der Bürger_innen, die natürlich nur unter der Voraussetzung eines staatlichen Monopols auf Benennung zu haben ist. Hans Wurst gehört dennoch nicht zu denen, die ständig lamentieren: «Früher war alles besser». Allein seine Biografie zeigt, wie doof solche Vergleiche sind. Nie in den letzten 20 Jahren ging es ihm schlechter als 1997, als er in die Lage der «Verdammten dieser Erde» geriet. Das war sein letztes Jahr des Schnorrens am Schottentor. Das ist ein guter Platz für Straßenzeitungsverkäufer_innen, und einer aus dieser Zunft schleppte Hans Wurst mit zum AUGUSTIN. Den gab es damals, 1998, erst drei Jahre lang. Der AUGUSTIN änderte vieles in Wursts Leben, aber auch Hans Wurst wirkte auf den AUGUSTIN ein. Er brachte den Geist des Punk in den AUGUSTIN ein, der bisher – wenn eine musikalische Analogie gefragt ist – eher zu Statements wie «Ana hod imma des Bummal» neigte.

Hans Wurst ist unser nächster Strawanzerei-Guide. Sein Stadtspaziergang führt den Gürtel entlang, der sich für ihn als Straße der Hoffnung darbot. Mit seiner Tontechnikerausbildung und als DJ hat er sich in Musiklokalen wie Chelsea, Rhiz oder Concerto und den dezidiert nichtkommerziellen Gürtelbogenprojekten wie «Venster99» oder «Einbaumöbel» einen Namen in der subkulturellen Szene gemacht. Diese seine Kompetenz kommt übrigens auch dem AUGUSTIN zu Gute: der hat nun einen Eigenbau-DJ für die Weihnachtsfeste der AUGUSTIN Verkäufer_innen zur Verfügung.

Die Spaziergänger_innen werden einen Hans Wurst kennenlernen, der inzwischen mit sich zufriedener ist als mit der Welt, der er nicht entfliehen kann. Mit dem Arbeitsamt liegt er im Klinsch, weil dieses seine Begabungen – Tontechnik, Bühnenbau, Plattenauflegen und Fotografieren – partout nicht als anständige Arbeit anerkennen wolle, wie er meint; mit «Wiener Wohnen» balgt er sich herum wegen absurder Kriterien des Vorgemerktwerdens für Gemeindewohnungen. Auf unserer Strawanzerei-Route liegt auch das Obdachlosenzentrum «Josi», wo wir einiges über die Wohnpolitik in Wien hören werden. Und schließlich landen wir im Weinhaus Sittl, einem auratischen Überbleibsel einer Wiener Wirtshauskultur, die in ihrem Bestand mindestens so bedroht ist wie der wirklich subversive Punk. Hans Wurst wird einen überraschend «konservativen»Eindruck hinterlassen: Er will, dass beide bleiben, wie sie sind.

Infos:

DRITTE STRAWANZEREI

Donnerstag, 13. Juli 2017

Treffpunkt: 16.30 Uhr U6 Thaliastraße

Tour mit Augustiner Hans, Besuch in der Josi, Ausklang im Weinhaus Sittl

Teilnahmebeitrag: 15 Euro

Anmeldung erwünscht: strawanzerei@augustin.or.at
 

FB-Veranstaltung: https://www.facebook.com/events/483956961949156