Stadtspaziergang mit dem AUGUSTIN: Klaus & sein Honig
Die Profis, die er kennt, haben 35 Bienenstöcke und mehr. Diesen Status strebt Klaus Hammer, ehemaliger AUGUSTIN-Verkäufer, nicht an. Er will immer Hobby-Imker bleiben – erstens, weil er mit seiner Pension eh ganz gut auskommt, zweitens, weil er sich den Stress nicht antun will, drittens, weil er durch die kleinere Dimension sein intensives Verhältnis zu den »Mädelz», wie er seine Bienen nennt, bewahren will.
Fotos: Florian C. A. Czech, Sissy Holzinger
«Mit Herz und Seele», sagt er, ist er bei seinen «Mädelz», und wenn er dann auch noch ein paar Kilo Honig, eingefüllt in Gläsern mit der stolzen Marke «Hammer-Honig», verkaufen oder verschenken kann, dann ist das ein Kollateralnutzen seines Hobbys und nicht das Alpha und Omega des spätberufenen «Bienenflüsterers».
Jede Menge Literatur zum Thema «Organisation des Bienenstaates» hat Klaus gelesen. Gefallen findet er derzeit vor allem an der These, die Menschengesellschaft könne sich von den demokratisch anmutenden Regeln der Bienen einiges abschauen. Die Königin sei keineswegs die totalitäre Herrscherin, korrigiert der Quereinsteiger in die aufregende Welt der Imkerei das gängige Bild. «Besonders aufregend ist immer, wie sich das Bienensterben auf meine Mädelz auswirkt», sagt er. Dass er selbst, als blutiger Laie, zwei Winter hindurch keinen Schwund hinnehmen musste, erfülle ihn mit Stolz.
Eine andere Quelle seines Mit-sich-selbst-im Reinen-Seins ist der Umstand, dass er von der Ruhe, die in sein Leben gekommen ist, vor 18 Jahren nicht einmal träumen hätte können. Vor 18 Jahren, im April 1999, hatte er den Tiefpunkt seiner Biografie erreicht. Betrogen von einem vermeintlichen Kumpel, spülte ihn ein von seiner Heimat Transdanubien her wehender Nordwind zum Keplerplatz in Wien-Favoriten an den Strand der Gescheiterten.
In der U-Bahnpassage Keplerplatz zeigt Klaus Hammer den Teilnehmer_innen an der »Strawanzerei» den Platz, wo er seine erste und letzte «Sitzung» abhielt, und er wird uns erzählen, wie die Staatsgewalt darauf reagierte. Dann erfahren die Spaziergänger_innen alles über die «Gang» vom Keplerplatz, die wenig Skrupel hatte, lästige Straßenzeitungskonkurrenz vom Viktor Adler-Markt fernzuhalten (wie Klaus Hammer inzwischen schmunzelnd gestehen darf).
Der berührendste Teil der Hammer-Geschichte ist der Weg zur Stabilisierung. Seine Freundin spielt da eine Rolle, der AUGUSTIN detto (eine Zeit lang war Klaus auch Sänger des «Stimmgewitter AUGUSTIN ») und zuletzt natürlich vor allem seine «Mädelz». Die Reise zurück in die Mitte der Gesellschaft erscheint nur deshalb nicht kitschig, weil sie vom Betroffenen (dem Keplerplatzpoeten) und nicht von einem »Krone»-Schreiberling im Rahmen der sozialvoyeuristischen Advent-Mitleidskrämpfe erzählt wird.
Keplerplatzpoet? Genau: Auch die Poesie darf als «Karriere»-Faktor nicht unerwähnt bleiben. Der Viktor Adler-Markt, Wiens proletarischste Ecke, ist gar kein schlechter Ort fürs erste Gedicht des Lebens, meint Klaus Hammer. Kostproben werden den Beweis liefern.
Apropos Literatur. Die Tour endet im Nachbarbezirk, den wir mit dem Bus 14A anpeilen werden. Das kurdische Restaurant Mimosa am Siebenbrunnenplatz beherbergt den «1. Margaretner Bücherschank», eingerichtet von der Bürger_innen-Initiative «Republik Reinprechtsdorf», an der sich auch der AUGUSTIN beteiligte.
Infos:
VIERTE STRAWANZEREI
Mittwoch, 20. September 2017
Treffpunkt: 16.30 Uhr U1 Keplerplatz, Ausgang Viktor Adler Markt
Tour mit Augustiner Klaus, Besuch des Honig-Standls, Ausklang im Mimosa
Teilnahmebeitrag: 15 Euro
Anmeldung erwünscht: strawanzerei@augustin.or.at
FB-Veranstaltung: https://www.facebook.com/events/113667282638680