Dank Klaus Hundsbichler geht die Weltrevolution von Wien aus
Man hört immer noch deutlich die Speckchknödel raus. Klaus Hundsbichler kam als 18-Kähriger von Tirol nach Wien, wo er die Filmakademie besuchte. Im Alter von 25 Jahren ging er für ein Jahr nach Amerika. Es ergab sich, dass er im Keller von Frank Zappa saß als dessen eingefleischter Fan. Der gute alte Zappa machte ihm das Angebot, einen Film für ihn zu schneiden (Baby Snakes), die Arbeit würde sechs Wochen dauern. Klaus sagte zu. Er ahnte nicht, worauf er sich einließ. Aus den sechs Wochen wurden neun Monate.
Trotzdem wars für den jungen Hundsbichler ein irres Erlebnis, in Hollywood zu arbeiten noch dazu mit seinem persönlichen Idol. Zwei Jahre darauf kam wiederum eine Anfrage von Herrn Zappa, doch nach langer Überlegung lehnte Hundsbichler ab. So etwas wollte er doch nur einmal im Leben machen. Der Kontakt riss aber nie ganz ab; das Backstage-Plauscherl mit dem herumtourenden Frank Zappa war obligatorisch bis zu dessen traurigem Ende.
Zurück in Wien befasste sich Hundsbichler wieder mit Schneidearbeit, um sich dann eine dreijährige Auszeit zu gönnen, die er in Tirol verbrachte. Allerdings konnte er dort auch nicht leben und kehrte wieder nach Wien zurück. Versuche, vom Schneiden wegzukommen, gestalteten sich wegen des in Österreich bei den Produzenten herrschenden Schubladendenkens eher schwierig, man wollte ihn nie aus der Kategorie Schnitt rauslassen. Dazu kam das oft von Neid und Missgunst versaute Klima in der Welt des Wiener Filmschaffens.
Der Großteil seiner Schneidearbeiten hatte mit Musik zu tun, unter anderem bearbeitete er fast alle Falco-Videos. Auch Superstars wie Michael Jackson oder Freddy Mercury lernte Hundsbichler auf diese Weise kennen..
Am 9. Mai hat Weltrevolution, sein erster eigener Spielfilm, Premiere. Aus diesem Anlass sprach der Augustin mit Klaus Hundsbichler, dem Regisseur und Produzenten in einer Person
Wie war die Arbeit am Film, speziell die Zusammenarbeit mit Stefan Weber?
Im Jahr 2000 wurde mit der Arbeit begonnen, fertig gestellt wurde der Film im Jänner 2008. Beim Filmfestival in Rotterdam ist er bereits erfolgreich gelaufen. Aus aller Welt kamen interessierte Anfragen von Filmfestivalveranstaltern, wie z. B. aus München, Mexiko, Südafrika und Korea. Leute, die Österreich und seine Bewohner nicht besonders lieben, meinten, ihr Urteil über dieses Land doch etwas revidieren zu müssen. Auch so kann man also das Ansehen der Republik fördern! Vielleicht sollte doch das Innenministerium die Promotion übernehmen … Es war auch ein etwas skurriler Moment, als Stefan und ich, zwei nette ältere bereits grau melierte Herren, unsren revolutionären Wurf in Rotterdam präsentierten. Der Film lief dort in der Programmsektion Sturm und Drang eine Kategorie für aufkommende Talente, die ihren eigenen Stil entwickeln. Es dauerte relativ lange, überhaupt eine Förderung zu bekommen. Selbst über die geringe Subvention musste man schlussendlich froh sein. Eine Unmenge an Material stand uns für den Film zur Verfügung, deckt er doch eine Zeitspanne von 50 (!) Jahren ab. Er beginnt 1957 mit dem 8-jährigen Stefan Weber, dessen Bruder als begeisterter Schmalfilmamateur damals kleine Kurzfilme mit ihm drehte. Es hat sehr lang gedauert, die richtige Form, die richtige Erzählweise für den Film zu finden, damit er auch funktioniert. Wir haben gemeinsam sehr viele verschiedene Ansätze durchgespielt, die ich auch alle geschnitten habe. Die Zusammenarbeit mit Stefan Weber gestaltete sich manchmal etwas schwierig, da er nie so ganz akzeptieren konnte, dass es meine eigene Filmproduktion war. Natürlich konnte er sich immer wieder einbringen, konnte Vorschläge machen, aber was mir nicht gefiel, wurde auch wieder fallen gelassen. Er konnte sich schon etwas wünschen, aber im Endeffekt habe dann doch ich entschieden, wie der Film ausschauen wird.
Dein Hobby ist die Musik, du spielst Gitarre und es gibt auch zappaeske Eigenkompositionen von dir.
Ja, an der Musik liegt mir irrsinnig viel, aber ich betrachte sie nicht als Beruf, eher Berufung. Vor kurzem habe ich mit dem Torture Chamber Orchester im Ost-Klub gespielt (unter diesem Namen in www.myspace.com zu finden). Wir spielen ab und an, aber es ist wirklich nur ein Hobby. Für heuer ist vielleicht sogar eine Burgenlandtournee geplant. Was ich aber schon auch mache, ist Filmmusik. Man kann zwar nicht viel damit verdienen, aber ich mache es gerne. So habe ich für einen mazedonischen Spielfilm, für den Kinderfilm Karo und der liebe Gott und für Midsummer Madness mit Tobias Moretti und Roland Düringer die Musik geschrieben. Und es ist ein erhebender Moment, wenn ein großes Orchester deine eigene Musik spielt!
Es schaut so aus, als würdest du nur Herzensprojekte machen?
Na ja, so weit es halt geht. Ich muss aber auch Dinge tun, die ich weniger gern tun will, Sachen schneiden, die ich nicht schneiden will (lacht) welche das sind, verrate ich nicht! Das muss man halt leider auch machen, denn mit den Herzensdingen verdient man oft wenig bis gar kein Geld. Und ich will hier in Österreich Filme machen, denn hier bin ich aufgewachsen, da hängt mein Herz und mein Hirn dran. Ich bin auch relativ autark, da ich alles selber machen könnte. Aber eigentlich würde es mir vollauf genügen, nur Regie zu führen. Zurzeit arbeite ich an vier Projekten gleichzeitig, das macht mir auch nix aus wenn bloß meine Leidenschaft, die Musik, nicht zu kurz kommt!
Akzeptierst du für dich die Bezeichnung Filmemacher?
Das ist schwer zu beantworten, denn ich will nicht d e r autokratische oder diktatorische Regisseur und Produzent sein. Meint man damit aber einen, der ganz einfach Filme macht, dann schon.