Superreiche stoßen mehr als viermal so viel Treibhausgase aus als die ärmsten zehn Prozent des Landestun & lassen

Illustration: Thomas Kriebaum

Klimazone: Es trifft immer wieder dieselben

Die Klimakrise betrifft einige Gebiete der Welt bereits in kata­strophalem Ausmaß. Tatsächlich sind die Länder des globalen Südens jene, die unseren Hunger nach fossiler Energie am stärksten ausbaden müssen. Menschen in Inselstaaten, die um ihre Heimat bangen, Menschen in Dürregebieten, die ihren Feldern keine Ernte mehr entlocken können. Dazu kommen Taifune, Waldbrände, Starkregenfälle und Überflutungen.
Trotz dieses Wissens und der traurigen Bilder, die uns in Österreich auf den hinteren Zeitungsseiten entgegenschlagen, wird seit dreißig Jahren nicht gehandelt. Bei Podiumsdiskussionen höre ich dazu immer wieder die versuchte Erklärung, dass es wohl erst Menschen in Österreich treffen müsste, damit Entscheidungsträger:innen sich gezwungen sehen, etwas zu tun. Einerseits ist das traurig, weil Empathie nicht an Landes- oder Kontinentgrenzen Halt machen sollte. Doch andererseits ­frage ich mich: Welche Menschen muss es denn treffen, damit sich etwas bewegt?
Auch in Österreich sind Menschen schon heute betroffen: Durch Ernteausfälle und Waldsterben werden Existenzen gefährdet, durch vermehrte Überschwemmungen und Hangrutsche wird Hab und Gut vernichtet und die Hitze in der Stadt belastet viele. Wirklich existenzbedrohend oder sogar tödlich sind Hitze und Extremwetter aber vor allem für Menschen, die über ein geringes Einkommen verfügen, über 65 Jahre alt sind, gesundheitliche Einschränkungen, Migrationshintergrund oder einen niedrigen Bildungsgrad aufweisen.
Es sind die Menschen, die in Energiearmut leben, sich keine gute Wärmedämmung oder einen Heizkesseltausch leisten können, jene, die am Bau Stunden in der Sonne arbeiten, jene, die nach einer Überflutung ihr Haus nicht mehr aufbauen können, weil die Kreditwürdigkeit und das Geld fehlen. 56 % der österreichischen Bevölkerung weisen zumindest eines der oben genannten Merkmale auf und sind damit besonders von den sozialen Folgen des Klimawandels betroffen, zeigt eine Studie des Sozialministeriums.
Doch sind es nicht die, die es wohl treffen müsste, damit sich etwas ändert. Diese Gruppen haben oft wenig Mitsprache in unserer Gesellschaft. Viele Menschen mit Migrationshintergrund dürfen nicht wählen oder Volksbegehren unterschreiben, obwohl sie bereits lange in Öster­reich wohnen. Menschen, die in Armut ­leben, und jene mit chronischen Krankheiten werden oft an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Und um das Ganze noch ungerechter zu ­machen: Sie sind kaum verantwortlich für die Folgen, die sie selbst am meisten zu spüren bekommen. Eine Greenpeace-Studie macht deutlich, dass die Superreichen mehr als viermal so viel Treibhausgase ausstoßen als die ärmsten zehn Prozent des Landes.
Die Klimakrise ist damit eine zutiefst soziale Frage, weil sie ­vulnerable Gesellschaftsgruppen am härtesten trifft. Aber auch deshalb, weil jene mit viel Geld und Einfluss sie überdurchschnittlich verursachen. Das macht auch ihre Bekämpfung zu einer Frage der Gerechtigkeit.