Taschenspielertricktun & lassen

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Wir öffnen die Archive des Schweigens. Zwei Zitate. Die Ratingagentur Standard & Poors hat Folgendes gesagt: «Die finanziellen Probleme in der Eurozone sind gleichermaßen ein Ergebnis der steigenden außenwirtschaftlichen Ungleichgewichte und auseinanderlaufender Wettbewerbsfähigkeit zwischen den Kernländern der Eurozone und den sogenannten Peripheriestaaten.

Daher glauben wir, dass ein Reformprozess, der einseitig auf Sparmaßnahmen beruht, unwirksam sein könnte, indem die Inlandsnachfrage in gleichem Masse sinkt wie die Sorge der Verbraucher um ihre Arbeitsplätze und ihre Einkommen steigt und damit die nationalen Steuereinnahmen erodieren.» Das konnte man nicht in der veröffentlichten Meinung hören oder lesen. Zweites Zitat. Der OECD-Generalsekretär warnte: «Zunehmende Ungleichheit schwächt die Wirtschaftskraft eines Landes, sie gefährdet den sozialen Zusammenhalt und schafft politische Instabilität aber sie ist nicht unausweichlich.»

Die Finanzkrise hat die Staatsverschuldung stark erhöht und diese Kosten wird erneut allein die Mittelschicht tragen, wenn sie sich nicht aus ihrem verqueren Bündnis mit den Vermögenden löst. Arbeitslosigkeit, geringe Wirtschaftsleistung, Bankenrettungspakete und die Stützung des Finanzsektors haben große Budgetlöcher aufgetan. Die Schuldenquote der Eurozone sank vor der Krise von 72 Prozent (1999) auf 66 Prozent im Jahr 2007. 2011 aber liegt sie um zwanzig Prozent höher, bei rund 86 Prozent. Irland oder Spanien hatten vor der Krise Budgetüberschüsse und niedrige Schuldenquoten. Was sie nicht davor bewahrt hat, unter Druck der Finanzmärkte zu kommen.

Mittlere und untere Einkommen wurden immer stärker durch Massensteuern und den Faktor Arbeit belastet, während die obersten zehn Prozent entlastet wurden. Die Sparpakete streichen jetzt Sozialleistungen, die gerade auch die Mitte unterstützen. Von der wirtschaftlichen Entwicklung haben im letzten Jahrzehnt besonders die obersten zehn Prozent profitiert, die untersten Einkommen haben verloren, und die Mitte wurde unter Abstiegsdruck gesetzt. Die OECD-Studien «Growing Unequal?» und «Divided we stand» haben die Verringerung der Einkommen der untersten Haushalte in Österreich gezeigt und gleichzeitig die Zunahme ganz oben. Diese Entwicklung geschah in den 2000er Jahren bei insgesamt guten Wachstumsraten.

Da stimmte die Mittelschicht für Steuergesetze, die die Oberschicht einseitig privilegieren. Die Mittelschicht benimmt sich völlig irrational. Weil sie zu viel Energie in die Verachtung der Unterschicht steckt und dem fatalen Glauben anhängt, sie sei privilegiert. Diese Mittelschichtslüge liegt im Interesse von Leuten wie dem ehemaligen Banker Thilo Sarrazin. Sarrazin glauben heißt, am eigenen Abstieg bauen. Die Folge: Die Reichsten rechnen sich arm, während die Armen reich gerechnet werden. Und die Mitte zahlt dafür. Zu einem eleganten Taschenspielertrick gehört ja auch immer einer, der blendet und ablenkt, während dir die Brieftasche geklaut wird.

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