Teufelskreisetun & lassen

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Die Staaten in Europa haben unterschiedliche wohlfahrtsstaatliche Regelungen, die sich zu Typen zusammenfassen lassen. Österreich und Deutschland gehören dem «kontinentalen» Sozialstaatsmodell an mit der Betonung von Sozial- und Statusversicherung.

Das «universelle» Modell baut stärker auf soziale Bürger_innenrechte, die für alle und individuell gelten. Diesem werden die skandinavischen Länder zugerechnet. Der Sozialstaat «liberalen» Typus wie Großbritannien wiederum fokussiert auf bedarfsgeprüfte Sozialfürsorge auf einem niedrigen Niveau. Weiters wird noch das südeuropäische Modell mit Portugal, Griechenland oder Spanien unterschieden und das postkommunistische, das Reformstaaten wie Bulgarien oder Polen umfasst. Da findet sich ein Mix aus liberalen, kontinentalen und universellen Elementen, die mehr oder weniger rechtlich verankert und entwickelt sind. Insgesamt erzielen bei Fragen des sozialen Ausgleichs, bei Armutsvermeidung und geringer Arbeitslosigkeit die universellen und kontinentalen Sozialstaaten die besten Ergebnisse. Die liberalen Modelle sind gut bei wenig Arbeitslosen, aber schlecht bei Armutsvermeidung und sozialem Ausgleich.

 

Wie schneiden nun aber Schüler_innen mit Migrationshintergrund in den verschiedenen Sozialstaaten ab? Betrachten wir den Erwerb von Wissen und Fähigkeiten, also wie die Leistungen der Schüler_innen sind, dann schneiden Lettland, Irland, Großbritannien, Schweden und Dänemark gut ab. Schlechte Werte erzielen Belgien, Deutschland, die Niederlande und Österreich. Ähnlich sind die Ergebnisse, wenn wir untersuchen, in wie hohe Klassenstufen es Migrantenkids schaffen. Das kontinentale Modell erzielt auch hier die schlechtesten Ergebnisse. Die Analyse zeigt, dass das kontinentaleuropäische Wohlfahrtsmodell in den Schulleistungen und beim Aufstieg in höhere Klassenstufen mit einem Gesamtwert von 42,5 bzw. 30,9 deutlich schlechter abschneidet als die liberalen wie universellen Länder mit 76,2 bzw. 98,2 Punkten.

 

Wie stark die sozialpolitischen Rahmenbedingungen und die spezifische Ausgestaltung des Arbeitsmarkts wirken, wurde bisher in der Debatte vernachlässigt. Das schlechte Abschneiden des kontinentalen Wohlfahrtsmodells hat mit der niedrigen beruflichen Position von Migrant_innen in diesen Ländern zu tun. Auch mit häufiger geringer Bildung. In Österreich zeigt sich die Besonderheit, dass sogar bei hoher Bildung der Eltern keine gute berufliche Positionierung von jugendlichen Migrant_innen gelingt. Außerdem hinderlich ist ein selektives Schulsystem, das aussondert. Hier entsteht ein Teufelskreis. Die Schulleistungen der Kinder hängen stärker vom Beruf der Eltern ab. Gleichzeitig befinden sich im kontinentalen Modell die Eltern in geringeren beruflichen Positionen, und diese haben wiederum in aussondernden Schulsystemen einen stärkeren Effekt auf die Schulleistung.

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