The Rounder Girls in Stockholm:Artistin

Wir repräsentieren Österreich - keine Regierung!

Die Wienerin Tini Kainrath, die New Yorkerin Kim Cooper und die Londonerin Lynne Kieran vertreten Österreich beim Songcontest am 13. Mai in Stockholm. Der AUGUSTIN fragte sie: Warum kein Rückzieher in Zeiten wie diesen?Tini: Wir haben uns überlegt, zum Songcontest zu fahren, bevor diese Regierung gebildet wurde. Und dann haben wir uns gedacht, wir werden uns nicht von irgendwelchen politischen Umständen davon abhalten lassen.

So gesehen ist Euch also diese Regierung passiert. Gab es Überlegungen einen Rückzieher zu machen?

Tini: Wir haben schon überlegt. Wir sind zu dem Entschluss gekommen, dass uns unsere persönliche Freiheit wichtiger ist als irgendwas anderes.

Ist da ein finanzieller Aspekt auch dabei, der nicht außer Acht zu lassen wäre?

Tini: Na wegen dem haben wir’s sicher nicht gemacht! Also ich würde sagen, es ist die Abdeckung der Mühen, die man hat. Weil wir haben soviel zu tun, das ist unglaublich. Das ist jetzt nicht soviel, dass man sagt: Wow, die Kohle, die muss ich haben oder so (lacht).

Aber steht es nicht schon im Vorhinein fest, dass man von Ländern wie Belgien oder Frankreich sowieso wieder zero Points kriegen wird – macht einem das nicht’s?

Kim: Wir haben gehört, da gibt es keinen kulturellen – wie heißt das?Lynne: BoykottKim: Aber wenn das der Fall ist, das macht mir wirklich nix aus. Wir werden raus gehen und unser Bestes geben. Wir sind gut! Wir haben viel gearbeitet vor dem Songcontest und wir werden viel arbeiten nach dem SongContest, weil wir sind echte Performers/Sängerinnen und wir können nicht vorher sagen: Was würde passieren? Und wenn du dein Leben lebst, indem du denkst: Alle sind gegen dich und was würde alles passieren, dann ist es schon vorbei! Denn eine schwarze Frau zu sein in dieser Welt ist schon hart genug. Wir leben unser Leben und es geht immer weiter.Lynne: Genau! Man kann nicht eine Dauer-Pessimistin sein, denn dann würden die Dinge nie besser werden. Wenn du anfängst mit der Beurteilung, wie es sein würde, dann hast du schon verloren.Tini: Ausserdem: Wie viele Punkte haben wir von Belgien und Frankreich letztes Jahr bekommen?

Das ist eine andere Frage! Aber ich muss ja provokant fragen, das ist ja die Geschichte vom Radio und vom Journalismus, denk ich mir als Unbedarfter!

Tini: Das ist ein wichtiger Punkt, wir brauchen uns nicht auf irgendwelche Länder verlassen, die uns sonst immer viele Punkte gegeben haben, weil wir haben nie besonders viele Punkte bekommen.

Was aber auch möglicherweise an der Qualität der unterschiedlichen Beiträge gelegen sein könnte!

Tini: Das würde ich nicht unbedingt sagen!

Also beim Wilfried, zum Beispiel?

Tini: Na gut, Du nimmst immer den her, der die wenigsten Punkte bekommen hat, aber es gibt genug andere, die hingefahren sind. Jedes Jahr fährt wer hin und es waren gute Leute dabei.

Hat man nicht Angst dabei – wenn man jetzt andere Songcontest-Karrieren anschaut wie jene von Wilfried, Tony Wegas, Thomas Forstner, die durch den Fussboden durchgestartet haben -, dass man durch die Songcontest-Teilnahme der Karriere den finalen Kick nach unten geben könnte, möglicherweise?

Kim: Na aber schau Celine Dion und Katherina & The Waves an…Lynne: … Abba

Kim: Es gibt beide Seiten.

Lynne: Ich denke, wir müssen nicht nur auf die negative Seite schauen, denn es gibt soviele gute Dinge. Was mit den anderen Leuten passiert ist, ist schon sehr traurig. Aber für uns ist es, wie Kim vorher gesagt hat: Wir sind etabliert. Ich habe keine Furcht, wir würden zurückkommen und dann würde für uns alles vorbei sein – überhaupt nicht! Ich denke, die Leute haben schon Verständnis und nicht nur das: Wir stehen hier und sind schon sehr stolz, dass wir für Österreich auftreten. Wir repräsentieren Österreich – keine Regierung – finde ich, finden wir alle und ich kann schon für alle sprechen? (Zustimmendes Nicken der anderen) Und das ist schon ein Unterschied! Nojo, und karrieremässig? Ich habe keine Angst, dass wir werden durch den Boden fallen.

Kim: Wir haben schon (wie man auf Englisch sagt: paid our dos) unsere Sünden abgebüsst. Wir haben schon gespielt in kleinen Clubs mit zwei Leuten und in grossen Sälen mit 1000 Leuten. Wir haben verschiedene Shows gemacht und The Rounder Girls sind eine kleine Institution eigentlich. Und wir machen das immer weiter, Songcontest oder net!

Der Vorteil ist ja bei Euch, dass Ihr wirklich singen könnt, was ja bei den anderen nicht so 100%ig gegeben ist…

Kim: Nojo, nojo…Tini: Da möchte ich wieder den Wilfried ins Spiel bringen, der kann auch singen!Kim: Und Bobbie Singer auch.Tini: Du musst ja live singen beim Songcontest.

Wirklich live?

Lynne: Ja echt!

Ich hab‘ gedacht Playback!

Lynne: Ja, aber jede Stimme ist live. Halb-Playback. Ja, wir singen schon live.Tini: Und die anderen auch alle. Alles singen live.

Da treten auch andere Länder an wie Deutschland, die das nicht so ernst nehmen wie wir?

Lynne: Nojo, nicht so ernst nehmen wie wir? Jeder Contest soll auch a bisserl a Spass sein! Es sollte auch lustig sein. Wir nehmen uns nicht so wichtig, weil so sind wir nicht. A Spass muss auch dabei sein! Das heisst noch lange nicht, der Songcontest sollte verarscht sein – weil das glaub‘ i a net! Ich denke mir, es sollte ein Erlebnis sein, es sollte aufregend sein und es sollte viel Spass sein. Weil sonst könnte man gleich daheim bleiben.

Tini: Es sollte auch nicht so ausarten, dass man dann wirklich nur mehr Blödsinn macht. Weil dann kann man immer noch sagen: Ich habe verloren, weil…die haben mich nicht verstanden, oder so… Das soll nicht passieren! Man soll schon die Möglichkeit haben zu beurteilen, wer ist jetzt der Beste. Und wenn dann alle so einen Blödsinn machen – es stört mich überhaupt nicht, dass der Stefan Raab das so macht. Wenn das einer macht (oder sollen’s fünf sein), ganz im Gegenteil: ich find‘ das lustig!

Kim: Das Schlüsselwort ist Songcontest, ein Gesangswettbewerb mit verschiedenem Geschmack. Die Lieder jedes Landes sind verschieden. Manchmal sind sie ernst, manchmal lustig – das ist Geschmackssache. Und wenn ich die alten Shows anschaue mit Dschingis Khan und so, das war schon lustig. Und wenn du ein grosses politisches Statement machen möchtest oder ein Liebeslied singen oder nur Blödsinn singen – ja, das ist dein Ding, das ist der Songcontest. Da gibt es keine bestimmte Regel, die sagt, alles muss so sein: Unite Europe! Ich glaube die anderen Leute nehmen das zu ernst.

Wo ist eigentlich das Geri-Girl hingekommen?

Lynne (lachend): The Geri-Girl, oh God!Tini: Der Geri Schuller ist im November ausgestiegen.Kim (ironisch): Er ist ein richtiger Mann und nur ein richtiger Mann kann mit drei richtigen Frauen spielen. Der Gerry ist ein grossartiger Musiker und er hat jetzt andere Dinge in Sicht und möchte jetzt etwas anderes machen. Wenn wir ihn fragen, spielt er immer noch mit uns, aber wie jeder Artist und Künstler möchte er sich weiter entwickeln.Lynne: Man muss seine künstlerische Freiheit haben.Kim: Also das ist kein Skandal oder so, um das nur klarzustellen. Aber jetzt habe ich eine Frage an Dich? Was hältst du vom Songcontest?

Also ich glaube, da läuft schon viel subventionierter Mist mit, meiner Meinung nach!

Tini: Aber wir, wir zB. sind ja nirgends. Wir sind mit niemandem verhabert, verbandelt und die Bobbie Singer war das sicher auch nicht!

Die letzten Jahre ist es sicher anders geworden, weil es anders nicht mehr aufrecht zu erhalten war…

Kim: Aber wenn du im Music-Business arbeitest, gibt es keine Independent-Music. Geh zurück zu den Clash, die waren auch nicht independent. Die kamen von einer großen Company – hinten herum, die andere Tour – das ist das Musikgeschäft.

Aber zuerst waren sie schon independent!

Kim: Du musst die kleine Schrift auf den Platten lesen. Das ist eine große Maschinerie, so wie alles andere. – Du schaust samstags „Wetten dass“?

Ja, wenn ich zuhause bin!

Kim: Der Songcontest ist schmerzlos dagegen!

Ich kenne den Vergleich nicht, weil ich den Songcontest noch nie gesehen habe!

Alle (lachend): Aber diesen musst Du Dir anschauen?!

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