Tot stellentun & lassen

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Seine Niere funktioniert nicht mehr ordentlich, er leidet an Diabetes, sein Augenlicht schwindet, das Bein macht Probleme, psychisch kommt er an den Rand. Er liegt im Landeskrankenhaus Amstetten. Wenn er entlassen wird, braucht er pflegerischen Beistand und Hilfe.
Alili arbeitet beim Spar als Lagerarbeiter. So glücklich ist er, diesen Job zu haben. Aber Alili ist auch krank. Als er in Österreich humanitäres Aufenthaltsrecht bekommt, machen ihm schon seine Nieren zu schaffen. «Chronische Nieren­insuffizienz und labile Hypertonie» wird diagnostiziert. Die gesundheitlichen Probleme verschlimmern sich. Alili arbeitet weiter, aber irgendwann geht es nicht mehr. Er verliert den Job. Die Sehbeeinträchtigungen nehmen zu. Er wird nach Wien ins AKH zur Augenoperation überwiesen. Dort sagen sie ihm, dass er keine Krankenversicherung habe und sie deshalb nichts machen können. Die Regierung hat gerade die Mindestsicherung abgeschafft und unter dem Titel «Sozialhilfe» die Existenzsicherung für alle gekürzt – und Menschen wie Alili ganz aus der «Sozialhilfe» ausgeschlossen. Obwohl er hier lebt, wohnt und sich eine Zukunft aufbauen will. Das bedeutet auch, dass Alili nicht mehr krankenversichert ist. Die Rezeptgebühren für Medikamente, die er braucht, um zu überleben, machen über 100 Euro aus. Alili hat kein Geld mehr.
Ein Nachbar sieht die elende Lage des Mannes und kümmert sich um ihn. Alili habe «gelebt ohne Hoffnung», erzählt er. Zu essen hat er auch nichts mehr, gemeinsam gehen sie zu Lebensmittelausgaben. Der Nachbar zahlt dann die Krankenversicherung für den mittlerweile schwer kranken Alili. Das Nierenproblem wird immer schlimmer, Niereninsuffizienz der Stufe 4–5, die Augenerkrankung beeinträchtigt das Sehen massiv, seine Mobilität aufgrund einer Beinerkrankung ist stark eingeschränkt, besonders verschlechtert sich sein psychischer Zustand mit Depressionen und Apathie.
Alili muss ins Krankenhaus Amstetten eingeliefert werden. Der Nachbar und der Hausmeister des Wohnhauses machen sich große Sorgen, wie das sein wird, wenn Alili aus dem Spital entlassen wird. In seinem jetzigen Zustand kann er nicht mehr wie früher in seiner Wohnung leben, er braucht Hilfe und Pflege. Wie soll die eventuell nötige Dialyse erfolgen, wie die psychischen Zustände abgefangen, wie die Medikamentengabe kontrolliert werden? Wie der Wohnbedarf für einen Pflegebedürftigen abgedeckt werden? Der Nachbar ruft beim Land Niederösterreich an, keiner hört zu, er kontaktiert die Bezirksbehörden, keiner antwortet, die Patientenanwaltschaft schaltet sich ein, erreicht nichts, die Sozialarbeiterin des Krankenhauses versucht es, nichts passiert. Die Behörde stellt sich tot.
Der Nachbar arbeitet als Zeitungszusteller, hat wenig Einkommen, kommt selber gerade über die Runden und kann helfen. Das Land aber kann mit der schlechten «Sozialhilfe» nicht einmal einen schwer kranken Mann vor der Verelendung bewahren. «Alili war krank, als er kam, aber so richtig krank ist er erst hier geworden», sagt der Hausmeister. Im Krankenhaus hat er «gekämpft, gekämpft, gekämpft», erzählt der Nachbar. Doch als Corona dazukommt, hat das sein Körper nicht mehr ausgehalten. «Die Ärzte haben mich angerufen, es wird nicht mehr lange dauern», sagt der Nachbar. «Ich bin ins Spital gefahren zu ihm.» In der Früh des 7. Dezember war Alili tot. 

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