Transfers beim Augustin-Vertriebsteamtun & lassen

Formale Unterschiede

Eine Aufgabe, mit der eher Fußballvereine als Sozialprojekte konfrontiert werden, durfte auch der Verein «Sand und Zeit», Herausgeber der Straßenzeitung Augustin, in den letzten Monaten meistern: Es galt ein halbes Team zu ersetzen. Im Frühjahr sagten nämlich zwei junge und daher noch richtig neugierige Kolleg_innen aus dem sogenannten Vertriebsbüro, quasi die Sektion für soziale Arbeit, Adieu zum Augustin.

Foto: Mario Lang

Mit Kathrin Gräble und Bernhard Wernitznig – die Augustin-Redaktion hat sie unabhängig voneinander befragt – können wir nun zwei neue Kolleg_innen mit einerseits vielen Gemeinsamkeiten, andererseits aber auch großen Unterschieden präsentieren. Beide sind zum Studieren nach Wien gekommen. Kathrin stammt aus Baden-Württemberg und absolvierte in Wien die Richtung Kultur- und Sozialanthropologie. Der Kärntner Bernhard entschied sich für Internationale Entwicklung. Kathrin beginnt erst jetzt mit der «Erwachsenenarbeit», an die sie sich sukzessive herangetastet habe, so die neue Kollegin. Mit offener Kinder- und Jugendarbeit startete sie ins Berufsleben, und zuletzt leitete Kathrin ein umweltpolitisches Projekt für Studierende. Bernhard hingegen beschäftigt sich mit dem Thema Wohnen bzw. Wohnungslosigkeit seit seinem Zivildienst, den er im Bereich der Haftentlassenenhilfe geleistet hat. Für seine Diplomarbeit ist er für ein halbes Jahr nach Bombay gegangen, um vor Ort über die Immobilienentwicklung in Slums zu recherchieren. Zuletzt arbeitete Bernhard in Wien in einer Notschlafstelle [wie langweilig im Vergleich zu Bombay!, Anm. d. Red.].

Bernhard und Kathrin sind jetzt nicht nur Arbeits-, sondern zufällig auch noch Studienkolleg_innen, denn berufsbegleitend besuchen die beiden unabhängig voneinander den Masterlehrgang «Soziale Arbeit» an der FH St. Pölten [die niederösterreichische Landeshauptstadt wird noch immer unterschätzt, Anm. d. Red.]. Bernhard geht ins zweite Jahr, Kathrin hat soeben damit begonnen. Ihr sei, erzählte Kathrin, beim Aufnahmegespräch in der FH von einem Kommissionsmitglied «Mut» attestiert worden, weil sie sich beim Augustin beworben habe – was wir jetzt nicht näher kommentieren wollen …

In ihrem Freizeitverhalten unterscheiden sie sich auf der formalen Ebene gravierend, doch inhaltlich machen beide politische «Arbeit»: Bernhard ist in Wien Mitarbeiter der «Mieterinnen-Initiative» (Wohnrechtsberatung) und in Železna Kapla (Eisenkappel) Kustos im antifaschistischen Museum Peršmanhof. Kathrin ist Chormitglied, u. z. bei den «Gegenstimmen», die laut Selbstbeschreibung gegen «Krieg, Faschismus, Gewalt und Unterdrückung» singen.

Impertinent wie wir nun mal sind, konnten wir doch noch auf einen Bereich stoßen, wo sich die Positionen von Kathrin und Bernhard sowohl formal als auch inhaltlich diametral gegenüberstehen, nämlich beim Sport. Bernhard setzt ihn mit Mord gleich, Kathrin hingegen verweist auf ihre Vergangenheit als Schwimmerin, Schwimmlehrerin und -trainerin. Mit dem «Kachelnzählen» [in Wiener Becken dürfte eher die Rede von «Fliesenzählen» sein, Anm. d. Red.] habe sie zwar aufgehört, doch im See oder im Meer schwimme sie nach wie vor sehr gerne. Kathrin und Bernhard – willkommen an Bord!

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