Trendsport im Kastenvorstadt

Es geht weniger um eine exakte Technik, sondern mehr um Schnelligkeit, Zusammenspiel und strategisches Gespür. Padel wird
zunehmend beliebter, auch in Wien, hat Lisa Puchner (Text und Fotos) herausgefunden.

Der Prater im Frühling: Zwischen dem Rascheln der Blätter und dem Knacken der Zweige, dem Zwitschern der Vögel und dem Rattern der Liliput-Bahn, dem Schnaufen der Laufenden und den fernen Schreien aus der Geisterbahn hört man dumpfe Schläge. «Bei mir war es so, dass ich hier im Prater öfter vorbeigekommen bin und jedes Mal, wenn ich in der Gegend war, sind mir diese Käfige aufgefallen. Ich hab’ ja eigentlich davor nicht gewusst, was das ist. Hat aber irgendwie lustig ausgeschaut. Dann hab’ ich’s am Tag des Sports mal ausprobiert, und eine Woche später war ich schon dabei», meint Anna, während sie ihre Tasche mit den Schlägern auf die Bank neben den Plätzen im Käfig stellt. Hier, im Trendsportzentrum Prater, spielt sie seit zweieinhalb Jahren regelmäßig Padel.

Tennis und Squash z’amm.

Vereinfacht und schnell erklärt ist Padel, auch Padel-Tennis genannt, eine Kombination aus Tennis und Squash. Gespielt wird stets im Doppel. Weil der vierte Mitspieler zu spät kommt, wird mir fürs Einspielen spontan ein Schläger in die Hand gedrückt: etwas kleiner als ein Tennisschläger und ohne Saiten, dafür mit Handschlaufe und Löchern auf der Schlagfläche. Also stehe ich auf dem Platz und schlage Bälle – ähnlich jenen vom Tennis – über das Netz; der Ball darf dabei immer nur einmal im Feld aufkommen. Der Platz ist hinten von Glaswänden und an den Seiten von Gitterwänden umgeben. Diese Wände werden, wie beim Squash, in das Spiel miteinbezogen. So lässt man beispielsweise den Ball einmal am Boden aufkommen, dann ein- oder mehrmals an der Wand abprallen, und von dieser wird er direkt auf die andere Seite geschupft. Auch kann der Ball gegen die eigene Glaswand und – wenn man sich dabei nicht gerade selbst trifft, was bei den ersten Versuchen nicht ganz auszuschließen ist – über diese auf das andere Feld gespielt werden. Anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, ermöglicht das Spiel mit den Wänden, Zeit zu gewinnen, beziehungsweise gibt es dadurch eine «zweite Chance», den Ball zu erwischen und länger im Ballwechsel zu halten.

Die Anfänge.

Laut gängiger Erzählung entstand diese Sportart in den 1960er-Jahren in Mexiko, als Enrique Corcuera den Platz hinter seinem Haus zum Tennisspielen nutzen wollte. Da nicht genügend Raum zur Verfügung war, wurde ein kleinerer Tennisplatz daraus, mit Wänden und Netzen umgeben. Die Regeln wurden dem verkleinerten Feld angepasst. Nach einem Besuch von Alfonso Hohenlohe, der sich schnell für das Spiel auf dem Anwesen seines Freundes begeisterte, baute dieser in seinem Marbella-Club an der Costa del Sol in Spanien ebenfalls einen solchen Padel-Platz. So breitete sich in den 70er-Jahren die Sportart anfangs über Hotelgäste, Freund_innen und Geschäftstreibende in der Schickeria aus. Heute ist Padel im spanischsprachigen Raum, vor allem in Argentinien und auf der iberischen Halbinsel, längst weit verbreitet. Auch in anderen Ländern gewinnt Padel zunehmend an Beliebtheit; in Mitteleuropa hat sich das Spiel insbesondere in Italien und Frankreich bereits gut etabliert. Es gilt als eine der am schnellsten wachsenden Racket-Sportarten. In Österreich trifft Padel erst seit vier, fünf Jahren auf breiteres Interesse.

Lange unbekannt, nun im Trend.

Derzeit gibt es in Österreich elf Anlagen, die sich vor allem auf den Osten des Landes konzentrieren. In Graz wurde zwar schon 1993 ein Padel-Platz errichtet. Trotzdem blieb es lange Zeit bei dieser einen Anlage und der Sport relativ unbekannt. Mit 2014 entstand dann die erste Anlage in Wien, im Prater – vorerst mit drei Plätzen, letztes Jahr kam aufgrund stetiger Nachfrage ein vierter Court hinzu. Die Sportunion Wien hatte damals Christoph Krenn gefragt, ob er nicht für das Trendsportzentrum Prater Padel-Anlagen managen wollen würde. Zu der Zeit wusste der Racketlon-Weltmeister – hierbei handelt es sich um einen Wettkampf bestehend aus Tischtennis, Badminton, Squash und Tennis – noch nichts von dieser Sportart. Er habe dann recherchiert, Kollegen vom Racketlon und aus dem internationalen Umfeld gefragt und sei eigentlich überrascht gewesen, wie groß Padel und die Begeisterung hierfür in anderen Ländern schon ist – ohne jemals in Österreich davon gehört zu haben. «Ich habe dann eigentlich zugesagt, die Padel-Plätze zu betreiben, obwohl ich die Sportart selbst noch nie ausprobiert hatte. Erst bei der Eröffnung im Sommer 2014 habe ich dann zum ersten Mal Padel gespielt.» Nun, fünf Jahre später, spielt er gemeinsam mit Kollegen David Alten auf der internationalen Profi-Turnierserie World Padel Tour mit.

Den Trend etablieren.

David Alten und Christoph Krenn sind nicht nur als Spieler, sondern auch bei der Bekanntmachung der Trendsportart in Österreich aktiv. Seit 2019 ist Padel Tennis als eigenständiges Referat Teil des Österreichischen Tennisverbands, David Alten übernahm die Funktion des Referenten. Diese Partnerschaft hilft, Padel gemeinsam über die verschiedenen Vereine, Spieler_innen und Kanäle zu bewerben und bekannt zu machen. In Frankreich oder Italien habe es diese Zusammenarbeit schon früher gegeben, da der Tennisverband als starker Partner für die tennisähnliche Sportart auftreten kann. Viele Tennisvereine hatten hier beispielsweise Padel als Zusatzangebot, bei Tennis-Groß-Events wurde ein Padel-Platz zum Ausprobieren aufgestellt – so wurde Padel in diesen Ländern einfach auch viel früher bekannt. «Bei einer neuen Sportart ist es meiner Erfahrung nach wichtig, eine kritische Masse an Aktiven zu erreichen. So, dass es sich einfach von selbst herumspricht und man sich nicht mehr persönlich um jede_n neue_n Spieler_in bemühen muss. Bei Padel ist das in Österreich mittlerweile auch der Fall», erzählt Christoph Krenn. Anfangs hatte er als Betreiber der Anlage im Prater ebenso etwas Marketing betrieben und etwa Promi-Padel-Turniere organisiert. Wichtig ist, dass es möglichst einfach ist, den Sport auszuüben. So werden regelmäßig Workshops und über das Universitäts-Sportinstitut Kurse angeboten, zum Schnuppern und Kennenlernen von Spielpartner_innen. Mit der wachsenden Community entwickelt sich auch das Angebot: Neben den Plätzen im Prater und den Hallenplätzen am Wienerberg wird es mit Juni 2019 in Wien zwei weitere Padel-Courts auf der Donauinsel geben. Hier kann dann Padel gleich im Rahmen der Aktion Bewegt im Park von Juni bis September jeden Montag von 17 bis 19 Uhr kostenlos ausprobiert werden. «Darum geht es bei der Aktion auch stark – dass Vorbeikommende und Spaziergänger_innen einfach Interesse für Padel oder Sport im Allgemeinen entwickeln und gleich selbst ausprobieren können», so Krenn.

Einfach und Zusammenspiel. «

Auch wenn man davor noch gar keine Racket-Sportart gespielt hat, findet man relativ leicht einen Einstieg, da Padel einfach zu erlernen ist. Es kommt schnell zu lustigen und intensiven Ballwechseln», meint Christine Wallmüller. Auch sei es eine recht offene Community, wo man rasch Spielpartner_innen finde, erzählt sie von ihren Anfängen als Padel-Spielerin. Mittlerweile ist sie Trainerin und gibt Kurse. Die schnellen Erfolgserlebnisse in Form von interessanten Ballwechseln und die relativ leichte Erlernbarkeit machen Padel dann auch zur wachsenden Trendsportart. Durch die Miteinbeziehung der Wände ergeben sich viele Möglichkeiten am Feld, und es zeigt sich deutlich, dass das Spielerische im Vordergrund steht. So zählen eben nicht so sehr eine ausgefeilte oder exakte Technik oder Kraft, sondern eher das Zusammenspiel mit den Partner_innen und Geschicklichkeit. Gute Reflexe und taktisches Gespür kommen dann auch bald hinzu. 

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