Tür ins HinterlandArtistin

Iranische Künstler_innen im 5. Bezirk

Bunte kurze Röcke tänzeln auf einem weißen Hintergrund. Keine Frauen, keine nackten Beine die ideale Modeschau für den Iran. Dachte Thomas Buchsbaum, österreichischer Botschafter in Teheran, und lud die Künstlerin Gudrun Wallenböck 2010 dorthin ein.

Doch nur ihr Video und andere Arbeiten ihre Labels «Hinterland» zu zeigen war ihr zu wenig. Sie wollte mit iranischen Künstler_innen zusammenarbeiten, die ihre Entwürfe auf Tüchern, Shirts oder Tschadors umsetzen konnten. Einmal in der Woche traf man sich zu einer Art Workshop mit 25 Teilnehmer_innen, manche gezielt eingeladen, andere kamen so vorbei. Entstehen sollten Werke zum Thema «Hinterland» ein Wort, das im Gegensatz zu «Heimat» in vielen Sprachen existiert, so auch im Persischen. Während wir mit Hinterland das Hinterwäldlerische, aber auch Verborgene assoziieren, scheint der Begriff den Iraner_innen in ihrem unmittelbaren Alltag vertrauter zu sein. Er bedeutet für sie Rückzug ins Eigene, wohin man aber jederzeit jemanden einladen kann. Das mögen der eigene Garten sein, Erinnerungen, Kino oder das Internet. Immer aber ist im iranischen Hinterland die Tür zur Welt einen Spalt breit weiter offen als bei uns. Dass die Auseinandersetzung mit diesem Begriff vor Ort für Konflikte sorgen würde, war Wallenböck zu Beginn nicht bewusst. Zögernden Fragen so mancher Künstler_innen begegnete sie mit einem selbstverständlichen Alles ist erlaubt. Doch das ist es in Teheran nicht. Jedes Werk, das eine Galerie ausstellt, muss vorher der Zensurbehörde gemeldet werden. Im wahrsten Sinne berührende Textilarbeiten sind dennoch entstanden: Über einen Mädchentraum in Rosa, kämpferische gesichtslose Frauen, eine im Mantel versteckte Bar oder gesperrte Webseiten. Während des Ausstellungsaufbaus in Teheran kam es kurz vor Eröffnung zu einem Gewaltakt: Galeriemitarbeiter schlugen den Torso-Puppen die Brüste ein. Danach wurden sie bekleidet. So viel zu kurzen Röcken, die so harmlos nicht sind.

 

«Hinterland meets Iran»

Krongasse 20

1050 Wien

Bis 26. 11.

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