Von den "Großen Zehn" zum Sportklub
„Mister Hitparade“ Udo Huber ist neuer Vizepräsident des Wiener Sportklub. Eine fast logische Funktion für den „eingeborenen Dornbacher“, der nicht nur seit Jahrzehnten Fußballfan ist, sondern auch jedes Jahr bei den „Masters“ österreichische Schwimmtitel erringt, und in den Achtzigern zu den 100 bekanntesten ÖsterreicherInnen gehörte.Es muss irgendwann in der großen Zeit des Wiener Sport-Club (nicht zu verwechseln mit dem Sportklub, von dem noch zu lesen sein wird) gewesen sein, als es Udo Huber zum ersten Mal auf den Sport-Club-Platz verschlagen hat. „Mein Vater war immer bei den Spielen und einmal hat mich meine Mutter kurz vor Schluss auf den Platz reingeschickt, um den Vater abzuholen. Was ich dort gesehen habe, hat mich beeindruckt, vor allem der Tormann“, erzählt Huber. Der Torhüter hieß Rudi Szanwald und Udo hatte kurz darauf die nächste Begegnung mit ihm: „Es klingelt zuhause an der Tür – und draußen steht der Szanwald.“ Der hütete nämlich nicht nur beim Sport-Club das Tor, sondern arbeitete auch als Gaskassier.
Zuhause, das heißt bei Udo Huber Dornbach. Dort ist er aufgewachsen, dort lebt und arbeitet er noch heute, in einem Haus, das vielleicht 500 Meter vom Sport-Club-Platz entfernt steht. So entwickelte sich schon in der Kindheit und Jugend ein Liebe, die lange bestehen blieb.
„In den siebziger und achtziger Jahren bin ich etwas seltener auf den Platz gegangen, das Interesse habe ich nie verloren“, so Huber. „Mir fällt zum Beispiel ein Schiurlaub ein, 73 oder 74 muss das gewesen sein, da haben wir den Fernseher extra mitgenommen, um das Stadthallenturnier anschauen zu können, das der Sport-Club ja in Serie gewonnen hat.“
Noch ein alte Geschichte fällt Udo Huber ein, die er gerne erzählt: „Es war gegen Ende der sechziger Jahre, als der Tormann nach einem Elfmeterfoul ausgeschlossen wurde. Ins Spiel kam ein junger Tormann, es war sein erster Einsatz und er hielt prompt den Elfer.“ Der Name des jungen Tormanns war Willy Kaipel – seit den neunziger Jahren die Kultfigur in Dornbach und zurzeit Clubmanager des Wiener Sportklub.
Mr. Hitparade
Dass die Besuche von Udo Huber auf dem Sport-Club-Platz in den achtziger Jahren seltener wurden, hängt wohl auch mit seiner Karriere zusammen. Von 1981 bis 1997 moderiert er die Radio-Hitparade. „Darauf bin ich schon ein bisschen stolz. Außer Casey Kasem hat wahrscheinlich weltweit niemand länger Radiocharts präsentiert“, sagt Huber. Parallel zum Radio kam das Fernsehen. Von 1983 bis 1993 moderierte der die Fernseh-Hitparade „Die Großen Zehn“. Von dieser Sendung haben alle eines in Erinnerung: Hubers Overall. Udo räumt bei dieser Gelegenheit mit einem Gerücht auf. „Es stimmt nicht, dass ich die Sendung fast immer in einem Overall moderiert habe. Von 120 Sendungen waren es höchstens zehn. Dürfte aber eine gute Trademark gewesen sein“, sagt er lachend.
Wie verwurzelt der Overall im kollektiven Gedächtnis einer Generation ist, zeigt auch ein Posting im Online-Standard. Als dort vermeldet wurde, dass Anfang Juni 2005 die MitgliederInnen des Wiener Sportklub Udo Huber zum neuen Vizepräsident des Vereins gewählt hatten, dauert es nicht lange, bis ein Poster wissen wollte, ob der Sportklub „nächste Saison in weißen Overalls mit aufgekrempelten Ärmeln“ spielt. Doch dazu später.
Neben seiner Liebe zum Fußball in Dornbach und seiner Karriere als Radiomoderator hat Huber noch eine dritte Seite. Eine, die kaum jemand kennt.
Ein Meister im Schwimmbecken
In seiner Jugend gehörte Udo Huber zu den besten österreichischen SchwimmerInnen und schaffte es bis in die Nationalmannschaft. „Mein größter Erfolg war ein 5. Platz beim Turnier der Nationen. Als beste/r ÖsterreicherIn“, blickt Huber mit Stolz zurück. Die Schwimmkarriere hat er im frühen Erwachsenenalter beendet und ist dann 20 Jahre nicht mehr geschwommen, außer „ein bisschen im Meer oder in einem See herumgeplanscht. Vor fünf Jahren hat mich der Steffen Kriechbaum (österreichische Schwimmlegende aus den 70ern, EM-Sechster 1974) angerufen, ob ich nicht Lust hätte, bei den Masters mitzuschwimmen.“
Die Masters sind, wie Huber sagt, „eine charmante Umschreibung der SeniorInnenmeisterschaften“. Die finden jedes Jahr im Oktober statt, und seither schwimmt Udo von Ende Juni bis zu den Masters jeden Tag seine zwei Kilometer. „Da bin ich schon ehrgeizig. Wenn ich mitschwimme, will ich auch was erreichen“, sagt er. Die Ausbeute kann sich sehen lassen: Im vergangenen Jahr gewann Huber zehn österreichische Meistertitel in seiner Altersklasse.
Doch zurück zum Fußball. Seinen ersten offiziellen Auftritt auf dem Sport-Club-Platz hatte Udo Huber im Jahr 1990. Er stellte das Team vor, Trainer war damals Alfred Riedl. Und Ulli Baer (ein weiterer Dornbacher, mit dem Huber als Kind schon Indianer gespielt hat) sang seine WM-Hymne „Rosso Bianco Rosso“.
In dieser Zeit wurde die Beziehung von Huber zum Sport-Club wieder enger. Huber: „In der Stadtliga-Zeit sind dann die ersten Hilferufe von der Friedhofstribüne gekommen, wenn es darum ging, bei Vereinsfesten zu moderieren oder als DJ aufzutreten. Das habe ich immer gerne gemacht. Und seither moderiere ich auch regelmäßig auf dem Sport-Club-Platz die Pausenaktionen. Ich wäre aber nie auf die Idee gekommen, eine offizielle Vereinsfunktion zu übernehmen.“
In der Zwischenzeit übernahem der Wiener Sportklub (eigentlich Wiener SK) den Fußball-Spielbetrieb vom Wiener Sport-Club, es floss einiges Wasser die Als hinunter, bis sich im Frühjahr 2005 ein paar Funktionäre und Mitglieder des Wiener Sportklub auf die Suche nach einer neuen Vereinsführung machten. „Da hat man länger und ernsthaft mit mir geredet, und ich habe mir gedacht: „Probier’s einfach“. Denn wenn man Dinge nicht probiert, weiß man nicht, ob man sie kann.“
Moderierender Vizepräsident
Im Team des neuen Präsidenten Herbert Dvoracek schlüpfte Huber in die Rolle des Vizepräsidenten und er sieht seine Aufgabe im Team klar definiert: „Aufgrund meiner langen Erfahrung im Medienbereich und der vielen Jahre in der Öffentlichkeit, werde ich mich vor allem um die Kommunikation kümmern. Dass mich viele Leute kennen, öffnet mir manche Türen – und das will ich für den Wiener Sportklub nutzen.“ Als „eingeborenem Dornbacher“ sind ihm vor allem die Kontakte im Bezirk sehr wichtig und er hat bereits einige Ideen, wie der Lokalbezug gestärkt werden kann.
Beruflich bleibt Huber nach seinem Abschied vom ORF dem Mediengeschäft treu. Mit seiner Firma Event Radio+TV produziert er Fernseh- und Radiosendungen, dazu tritt er als Moderator von Veranstaltungen auf. Und noch etwas kommt dazu: „Eigentlich wollte ich das nie machen, aber die Retro-Welle spült mich in letzter Zeit als DJ wieder nach oben. Viele Firmenevents sind in letzter Zeit auf 80er-Jahre-Retro zugeschnitten. Vor kurzem etwa die Präsentation des Coca-Cola-light-Mannes oder die Europay-Gala. Das waren lauter gestandene Banker und Bankerinnen, die sich begeistert wegshaken, wenn du zum Beispiel ‚Völlig losgelöst‘ von Peter Schilling spielst.“
Noch einmal zurück zum Sportklub: Die Vorspiele der Augustin-Mannschaft haben Udo Huber immer sehr gut gefallen und er freut sich schon auf die nächsten. Und auch auf die Huber’sche Pausenmoderation brauchen die Sportklub-Fans in Zukunft nicht verzichten: „Ich werde das weiter machen – und bin jetzt wahrscheinlich der einzige moderierende Vizepräsident in Österreich.“