Über den Jordan und noch viel weiter!Artistin

Musikarbeiter unterwegs ... Parchman Farm und Reigen

Wien-Texas. Mit seiner Band The Plan Bs spielte der aus Texas stammende Wahlwiener Douglas Linton ein exzellentes Album ein: Gloryland
Text: Rainer Krispel, Foto: Mario Lang

Die Blasters aus L. A. singen: «Well, it can be sweet and lovely, it can be hard and mean/One thing’s for sure, it’s always on the beam/They wanna hear some American music, American music …» Was nicht nur zu Douglas Linton & The Plan Bs (Douglas Linton: Stimme, Gitarre, Anja Klipić, Ina Eckhard: Stimme, Alex Gantz: Gitarren & mehr, Matthias Ihrybauer: Orgel, Akkordeon, Tasten, Roman Kovacs: Bass, Helmut Schiefer: Drums) passt, ihr bei Lindo Records verlegtes 11-Songs-Album ist ein hell funkelndes Americana-Juwel. Es ermöglicht dazu einen sachdienlichen Hinweis: X, den Blasters nahe beste Band der Welt, hat mit Alphabetland ihr erstes Album seit 35 Jahren veröffentlicht. Alphabetland & Gloryland sind ein Killerduo, um der räumlichen Enge und spießiger, neokonservativer kultureller (Re-)Provinzialisierung zu begegnen, (auch) tanzend! Always remember: Musik ist ein Fenster aus der und in die Welt, nicht das Medium kleinlicher, chauvinistischer Nabelschau und dröger Selbstgenügsamkeit. Douglas Linton: «I ain’t been to England/I ain’t been to France/I ain’t been to New Orleans/But I tell ya, honey, I can dance» («For Love Or Money»).

Print the legend!

Douglas und Alex teilen einen lockeren Umgang mit den Fakten der Bandvita. Haben sie sich wirklich als musical soulmates to be in den 1950er-Jahren auf der berüchtigten Parchman (Strafvollzugs-)Farm getroffen? Oder doch in einem Arbeitslager in Arkansas? Oder doch 2015, im Reigen bei einem Gram Parsons Tribute? Douglas: «Um die Wahrheit zu sagen, das Ganze war ein bisschen wie im Zauberer von Oz, außer dass in diesem Fall Emerald City Wien war. So sind wir hier gelandet. Seitdem haben wir einfach gearbeitet, gesegnet mit dem Glück, zusammen Musik machen zu können.» Alex lokalisiert diese good fortune, das «Glück», zeitlich 2018 und spricht beim Band-Line-up von einem dream team – was die seelenvollen Performances unterstreichen.

Train to Jordan.

Wie viele Musiker_innen dieser Tage haben Douglas Linton & The Plan Bs damit umzugehen, dass zum Album-Release geplante Liveshows weit in den Herbst wandern mussten. Dazu haben sie es als Band, die mit einer formell hochklassigen Musik schamlos gut unterhält in der, was wertschätzende Wahrnehmung betrifft, fragmentierten, sektionsreichen, aber visionsarmen hiesigen Musiklandschaft sowieso nicht ganz leicht. Ihre Reaktion ist eine dichtgewobene Musik. Alex: «Egal, wie vielfältig unsere Americana-Eskapaden sein mögen – es findet sich immer ein roter Faden, der sich durch unsere Musik zieht, auch wenn er sich nicht immer sofort zeigt. So reihen wir furchtlos einen Stil an den nächsten, Southern Soul, Jump Blues, New Orleans R & B, Gospel … you name it. Denn am Ende wissen wir: Es klingt immer wie ein Plan-Bs-Song.» Douglas: «Grob gesprochen kann man sagen, dass es zwei Arten von populärer Musik gibt: rhythmische Musik, die zum Tanzen gemacht ist, und Singer/Songwriter-Musik, zu der man sich setzen und zuhören soll, da sie mir etwas sagen will. In vielen Fällen hat tanzbare Musik wirklich dumme Texte, während Singer/Songwriter-Songs langweilige Musik haben. Was ich also machen wollte, war, Songs zu kreieren, die etwas zu sagen haben, aber gleichzeitig auch einfach für die Musik genossen werden können. Was die Texte betrifft: Eines der tollen Dinge bei amerikanischer Musik ist, dass man über alles schreiben kann.» Über sein Songwriting sagt er: «Man muss eine emotionale Wahrheit kanalisieren, die sich hoffentlich, wenn richtig gemacht, mit den Zuhörenden verbindet, selbst wenn diese nicht speziell auf den Text achten. Ich versuche, einem spezifischen Gefühl oder einer bestimmten Perspektive treu zu sein. Eine Persönlichkeit sollte durchscheinen, aber das muss nicht unbedingt ich sein.»
Aus solchen Überlegungen schuf die Band mit Gloryland ein wunderbares Hörerlebnis, eine humane, warme «CountrynRollSoulInfusion in und für troubled times». Douglas: «Es ist ein sehr hoffnungsvolles und freudiges Album. Wenn du in einer falschen Welt voller Zynismus und Spaltung lebst, ist es ein revolutionärer Akt, Hoffnung und Freude aufrechtzuerhalten – darum geht es im Song Train to Jordan. Es gibt immer die Möglichkeit, dass Gloryland jetzt ist, aber, wie William Blake sagte, du musst nur die Augen haben, es zu sehen.»

Zitate von Douglas Linton wurden von der Redaktion aus dem Englischen übersetzt.

Douglas Linton & The Plan Bs:
Gloryland
(Lindo Records)
Live: 30. 10., Sargfabrik
www.dlandpbs.com

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