Über die Schliessungen eines Musiklokals und einer MülldeponieArtistin

Die Grillgasse, ein Zentrum des Absurden Theaters

Das nicht kommerzielle kleine Kulturzentrum Movimento wurde aus finanziellen Gründen gerichtlich geschlossen. Von Anfang an stieß es bei den AnrainerInnen und der lokalen Politik auf wenig Gegenliebe, verkehrten dort doch auch Punks und so genannte Oi!-Skinheads, die sich explizit gegen die neonazistisch geprägten Skinheads positionieren. Drei Schlagzeugsets, diverse andere Musikinstrumente, die Tonanlage mit 24-Kanal-Mischpult, Computer, Geschirrspüler, Geräte der Unterhaltungselektronik, usw. mit anderen Worten die gesamte Einrichtung des Live-Musiklokals Movimento wurde delogiert. Der Sachverständige gab den Wert des Delogierungsgutes mit etwa 300.- (!) an und erklärte beispielsweise die Schankanlage der Brauunion mit einem von dieser ausgewiesenen Zeitwert von 1.500 als unbrauchbar und nicht einlagerungswürdig, also de facto zu Müll.

Vorausgegangen war eine Räumungsklage gegen den Verein Austria sozial Culture, Betreiber des Movimento in Simmering, da dieser finanzielle Belastungen des früheren Lokalbetreibers unwissentlich übernommen hatte: Wir waren naiv, erzählt Walter Klement vom Movimento. Die MA 13 hat Hilfe versprochen und empfohlen, einem Räumungsvergleich zuzustimmen, so Walter Klement. Die geforderte Summe betrug etwas über 12.000 Euro, die buchstäblich in letzter Sekunde in bar übergeben werden sollte, doch der Anwalt der klagenden Partei lehnte laut Walter Klement mit der Begründung, das Geld sei nicht rechtzeitig auf das angegebene Konto überwiesen worden, ab.

Das Schriftstück zur folgenden Bewilligung der zwangsweisen Räumung sei aber nie in die Hände der Beklagten gelangt, auch ihr Anwalt habe es nicht bekommen. Warum der gelbe Benachrichtigungszettel über die Hinterlegung des RSa-Briefes nicht in die Hände der Beklagten gelangte, lässt sich nicht eruieren.

Das Nachbargrundstück war nicht ohne

Dumm gelaufen für die Movimento-Leute oder sie seien selber schuld, könnte man sich denken. Unter Umständen sind auch gar nicht so wenige Menschen in Simmering, besonders im Grätzel der Grillgasse darüber froh, dass dem Movimento die Eingangstür am 31. Jänner 2007 behördlich zugeschweißt wurde und die Schlösser zu sämtlichen Zugangstüren ausgetauscht wurden. Besorgten BürgerInnen und PolitikerInnen war das Movimento ein Dorn im Auge. Beispielsweise dokumentierte eine Bürgerin mittels Fotos Erbrochenes (in bereits getrocknetem Zustand) auf den Gehsteigen der Grillgasse und übermittelte dieses investigative Material BezirkspolitikerInnen. Die FPÖ-Simmering verteilte im April 2006 Flugblätter, wo geschrieben stand: Seit Monaten ziehen am Wochenende randalierende Punkergruppen nachts laut grölend durch die Grillgasse und demolieren alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Am 6. Juli musste die FPÖ-Landesgruppe Wien auf ihrer Homepage feststellen, dass es eine Zeit lang in der Grillgasse ruhig gewesen sei, doch sie ziehen wieder durch die Grillgasse, die Vandalen, die ganz offensichtlich in Zusammenhang mit der Punker-Szene stehen, die in einem einschlägig bekannten Lokal, nämlich dem Movimento, [] verkehrt. Diese Verbrecher hinterlassen Spuren der Verwüstung []. Die nach einem Alpenland benannte Tageszeitung schreibt in ihrer Ausgabe vom 11. Oktober 2006 vom Modesport Autospringen, das in der Grillgasse angesagt sei und weiter: Die Anrainer sind verzweifelt, der Bezirk machtlos. Das darf nicht verwundern, wenn Autos springen, doch warum befragte dazu Österreich gerade Walter Klement, einen Kulturvereinbetreiber?

Die SPÖ-Simmering lud zu einem Anrainergespräch über ‚Terror in der Grillgasse‘. Bei dieser Gelegenheit, und zwar am 13.7.2006, stellte das Team vom Movimento die Frage, was denn wohl auf einem ihrer Nachbargrundstücke gelagert wird. Das wollte daraufhin auch Global 2000 wissen. Die Umweltschutzorganisation verlangte mit 27.7.2006 von der Staatsanwaltschaft Wien eine Sachverhaltsdarstellung. Es zeigte sich, dass es sich um eine illegale Mülldeponie im Wohngebiet gehandelt hatte. Der Abschlussbericht der MA 22 über die Räumung dieses Betriebsgeländes, das aufgrund eines Konkurses des dort ansässigen Entsorgungsunternehmens mit 15.5.2006 rechtskräftig geschlossen wurde, enthielt wenig Frohlockendes: 13 Tonnen hochgiftige Zyanidabfälle, rund eine Tonne Asbestabfälle und Asbeststäube, 33 Tonnen gefährliche Laborabfälle und über 70 Tonnen der weltweit verbotenen PCBs, die im Falle eines Brandes tödliches Dioxin freisetzen. Daneben brennbare und leicht entzündliche Flüssigkeiten in teilweise verrosteten und undichten Fässern.

Schön, wenn tonnenweise hochgiftiger Sondermüll über Monate hinweg in der Grillgasse seine Ruhe fand. Wunderbar, wenn ein kleines alternatives Kulturzentrum aus der Grillgasse gemobbt wird. Und es wird weiterhin auf den Gehsteigen der Grillgasse Kotze vorzufinden sein.