Überraschttun & lassen

AUGUSTIN-Verkäufer Ifeanyi

Ich kam 2016 zum Augustin. Ich sah jemanden, der den Augustin verkaufte, und fragte, ob ich diese Zeitung auch verkaufen könnte. Nein, sagte derjenige zu mir, sie nehmen nicht immer Leute auf, du musst ins Augustin-Büro gehen und dort fragen. Ich kam ins Büro und mir wurde gesagt, dass jetzt keine weiteren Verkäufer_innen aufgenommen werden, aber wenn es einen neuen Aufnahmetermin gibt, werden sie es mich wissen lassen. Als es so weit war, ging ich an dem bestimmten Datum hin. Es waren mehrere hundert Menschen, die sich zur selben Zeit beim Augustin anmelden wollten. Als ich drankam, sagte man mir, dass ich nicht gleich eine Einschulung und den Ausweis bekomme, sondern dass nach und nach Termine für kleine Gruppen von Anfängern gemacht werden und sie mich anrufen, wenn ich dran bin. Als sie mich als Augustin-Verkäufer registrierten, war ich sehr glücklich. Die Sozialarbeiter_innen haben mir vom Augustin erzählt. Wie es abläuft. Dass ich mich an die Vereinbarungen, die Augustin-Regeln, die sie mir erklärt haben, halten muss. Danach habe ich den Augustin-Ausweis bekommen.
Ich verkaufe bei einem Hofer in der Breitenfurter Straße in Meidling. Dort sind wir wie Geschwister, sie lieben mich einfach. Sogar der Chef, auch die Leute, die dort arbeiten. Ich war überrascht. Kein einziges Mal hat mir wer gesagt, dass ich störe oder dass ich weggehen soll. Ich weiß gar nicht, wie ich meine Dankbarkeit auch gegenüber den Kundinnen und Kunden ausdrücken könnte. Gott segne sie. Ich bete für die guten Leute, die mir begegnen.
Ich mag Musik, besonders Singen. Das macht mich glücklich. Am Sonntag gehe ich in die Kirche. Ich möchte dem Augustin danken. Wenn es ihn nicht gäbe, ich weiß nicht, wo ich heute wäre. Und so bete ich für den Augustin, es soll ihn lange geben und er soll wachsen.
Ich bin aus Nigeria und seit vier Jahren in Österreich. Was ich gemacht habe, bevor ich zum Augustin ging? Ich habe ein Asyl-Dokument, die weiße Karte, gekriegt, und ich bekam eine Arbeitsbewilligung zum Straßenkehren nur für sechs Monate. Ich habe also sechs Monate die Straßen gekehrt. Mit diesem Status darf ich nicht voll arbeiten.
Mein Traum der Zukunft ist, dass Gott die Regierung berührt, damit ich Asyl bekomme. Ich werde arbeiten. Ich möchte hierbleiben und in der Zukunft viele Dinge tun. Einen Job machen, um mich zu bilden. Ich musste meine Bildung mittendrin abbrechen, aber ich möchte das fertigmachen.

Protokoll: Jenny Legenstein