Gottfrieds Tagebuch im Dezember 2019
28.11.
First Lady täuscht einen äußerst klugen Blick vor. Sie scheint etwas zu wissen, das mir noch nicht bekannt ist. Sehr mysteriös fürwahr. Meine Neugier verlangt nach dringender Aufklärung. Es stellt sich heraus, dass sie in einem TV-Sender unserer deutschen Lieblingsnachbarn etwas Lustiges aufgeschnappt hat, das aus ungeklärten Gründen völlig an mir vorüberging. Die Spannung steigt. Um umgehende Aufklärung wird dringend gebeten! Also, es ist bitte Folgendes! In einem Fußballspiel der Kreisliga XY vergaß der Referee seine gelbe und rote Karte. Da vor Ort kein Ersatz vorhanden war, einigte man sich auf folgende Lösung. Der Schiri zückte im Lauf des Spieles 6 x Personalausweis (gelb) und 1 x Bankkarte (rot). First Lady ist enthusiasmiert ob so viel Kreativität.
1.12.
Der Verfasser dieser Zeilen hat sich um die unglaubliche Summe von 0,99 Euronen einen Adventkalender gegönnt. Hinter den Türchen sollen sich angeblich kleine Schokoüberraschungen befinden. Auf der Suche nach der Nummer 1 macht sich die erste Katze des Hauses bemerkbar und scheint sich an der Suche unbedingt beteiligen zu wollen. First Lady wedelt mit ihrem Schwanz im Blickfeld ihres Untermieters herum. Eine kleine Sonderprüfung sozusagen. Nummer 1 wird aufgefunden, Schoko kurz beschnüffelt und alles ist gut.
3.12.
In letzter Zeit entsteht bei mir der Verdacht, dass das Internet an einer akuten Meinungsbulimie laboriert. Aber egal, ich wage mich trotzdem immer wieder in die unendlichen Weiten desselben. Eine Meldung fesselt meine Aufmerksamkeit. In Finnland gibt es nämlich an jeder Bushaltestelle im ländlichen Raum W-LAN. Das wäre bei uns natürlich undenkbar. Wo gibt es am Land noch Bushaltestellen?!
5.12.
Ich spiele immer wieder gerne einen Politiker. Also, ich zeige selbstbewusstes Auftreten bei völliger Ahnungslosigkeit. Das wiederum führt im Beisein anderer Menschen gelegentlich zu geteilter Ratlosigkeit. Im englischsprachigen Raum trüge ich den Titel «Chief Director of High-levelled Bullshit». Übersetzt in etwa «Vertreter für gehobenen Blödsinn». Wie sonst könnte man den vorweihnachtlichen Wahnsinn sonst ertragen, oder auch nur überleben? So nebenbei wird mir schwindlig. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich soeben einen Rundbrief gelesen habe. First Lady zeigt sich betont gelangweilt.
8.12.
Ich verfolge aus ungeklärten Gründen eine Dokumentation über neue Teesorten. Oder besser gesagt bin ich bei der Namensfindung für diverse Mischungen zugegen. Eine gewisse, vielleicht ungewollte, Komik kann man den Verantwortlichen nicht absprechen. So heißt etwa ein Tee gegen Blähungen «Wind of Change». Was soll mir da noch einfallen?!
10.12.
Ich bin im Bus unfreiwilliger Gast einer Unterhaltung eines gemischten Pärchens. Dass es das noch gibt! Nämlich, dass Leute trotz mobiler Buschtrommel direkt mündlich miteinander kommunizieren. Es geht scheinbar um sogenannte Funktionswäsche. FUNKTIONSWÄSCHE!!! Was soll ich davon halten? Wie funktioniert so eine Hose, oder Jacke? Könnte ich sie ins Geschäft zurückbringen und behaupten, sie funktioniere nicht? Vivienne Westwood meinte einst: «Kaufe weniger, aber suche bedacht aus.»
11.12.
Der PC, das bekannte Unwesen. Meiner geruhte heute, sich mit einer Viruserkrankung zu verabschieden. Aber nicht mit mir! Als Sachverständiger für Dachschäden aller Art werde ich ihm seine Flausen schon austreiben! Dauert eine Weile, aber als geübter Rentner vermag ich gut damit umzugehen. Nach erledigter Therapie begebe ich mich auf die Suche nach angemessener Musik für den Anlass. Bob Dylan mit «Only A Hobo» soll es sein. Ansonsten wünsche ich euch allen ein möglichst friedliches Weihnachtsfest, einen guten Rutsch in Richtung 2020, und denkt unbedingt daran, dass ihr nicht alles «müsst», auch wenn es vielleicht die Umgebung so macht! Und außerdem «Miau!» von First Lady.
