«Unsere Realität ist so verrückt»Artistin

Im Stück She He Me erzählen drei Personen mittels rasantem Rollenwechsel von Flucht und der Sehnsucht nach Geborgenheit. Die jordanische Autorin und Regisseurin Amahl Khouri hat dafür Gespräche mit trans*-, inter*- und homosexuellen Personen im arabischen Raum geführt. Veronika Krenn (Text) und Lisbeth Kovačič (Foto) haben Khouri im Kosmos Theater getroffen.

«Es ist hart auf jeder Ebene für transsexuelle und queere Personen», sagt Amahl Khouri gleich zu Beginn. Sei es in Jordanien, dem Libanon, wo sie in Beirut lebte, oder nun in Deutschland, wo Khouri seit drei Jahren eine Basis gefunden hat. «In Deutschland sind andere Kämpfe auszufechten, wie etwa Rassismus», sagt die Dokumentartheatermacherin und Autorin beim Gespräch. She He Me, ein Stück, das auf Basis von Interviews schon in Beirut entstanden ist, wird gerade geprobt und am 1. März uraufgeführt. Semi-dokumentarisch erzählt es von realen Geschichten dreier trans-, inter- und homosexueller Menschen im arabischen Raum, Geschichten von Freund_innen der Autor_in. Von Randa, einer algerischen Transfrau, die gegen die Unterdrückung der LGBTIQ-Community aufgestanden ist und ihres Landes verwiesen wurde. Von einem libanesischen Transmann namens Rok, der die Reaktion seiner Mutter auf sein Outing ertragen muss, und von Omar, einer gender-fluiden Person, die sich den Erwartungen anderer an maskulines Verhalten verweigert.

Dokumentarisches Theater.

«Ich habe 14 Interviews geführt», erzählt Khouri, «und drei fürs Theater dramatische Geschichten daraus ausgewählt.» Für die 43-Jährige war der Weg zum Theater eine zwanzig Jahre dauernde Reise mit Umwegen: «Ich bin Autodidaktin und stamme aus einem arabischen Land, was es umso schwieriger machte. Mein Vater ließ mich nicht Theater studieren. In Jordanien gibt es auch keine Theaterförderungen, so ist man konstant am Kämpfen, wenn man Theater macht. Man hält sich mit anderen Jobs über Wasser, um Theater machen zu können. Ich schaffte es dann, nach Deutschland zu kommen, weil ich von einer deutschen Kuratorin hörte, die von dokumentarischem Theater erzählte. Ich wusste sofort, dass es das ist, was ich tun will.» In Beirut habe es keinen Weg gegeben, so ein Stück aufzuführen, da es von Transgender-Personen handelt. In Deutschland gibt es andere Herausforderungen: «Es ist sogar für deutsche Frauen schwer, von Theater zu leben, aber als Ausländerin und Transsexuelle ist es noch schwieriger.»

Als Journalistin – ihrem Brotberuf – entdeckte sie ihre Begabung, Interviews zu führen. «Unsere Realität ist so verrückt», sagt sie, «man muss nur mit Leuten reden.» Als Mitglied eines lesbischen Community-Centers in Beirut hat sie dieMenschen gefunden, die nun Protagonist_innen des Stücks sind. Gemessen an anderen arabischen Regionen, erzählt Khouri, sei man in Beirut bezüglich LGBT-Aktivismus schon aufgeschlossener. In Deutschland gebe es aber immerhin das Recht auf Gesundheitsvorsorge und mehr soziales Verständnis. Nachdem Khouri begonnen hatte, über Transgender-Männer zu schreiben, war es ihr «als tiefer Feministin» wichtig, auch Transgender-Frauen sichtbar zu machen. Denn: «Überall auf der Welt ist es schwer für Transfrauen, selbst in Berlin und New York. Sie fürchten um ihr Leben.»

She He Me

Von Amahl Khouri

Mit: Alev Irmak, Sandra Selimović, Josef Mohamed

Premiere: 1. März, läuft bis 16. März

Kosmos Theater, 7., Siebensterngasse 42–44

www.kosmostheater.at

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