Oft monatelang nomadisiert Engelbert
Engelbert ist der saisonalste aller saisonalen AUGUSTIN-Verkäufer. Seine Wien-Aufenthalte sind freilich – unabhängig von ihrer Dauer und der Jahreszeit – quasi die Nebensaisonen. Den Sinn seines Lebens finder er eher in Südfrankreich. Dort nomadisiert er – oft monatelang – mit seinen Eseln durch die Täler und über die Berge. Die Eseln heißen Fripon, Rosalie und Gazelle („das Fohlen nenne ich deswegen so, weil es auch von zwei Meter hohen Mauern herunterspringt“).Wenn Engelbert in Wien ist, die Obdachlosenzeitung verkauft und in diversen Notunterkünften übernachtet, warten seine Eseln am Hof eines befreundeten Bauern bei Aix en Provence auf ihn. Doch zwischen September und Dezember des eben vergangenen Jahres zog er mit dem zwölfbeinigen Trio durch das Durancetal und benachbarte Landschaften im Südosten Frankreichs. Wie schnell ist man mit Eseln unterwegs? „An einem Tag schafft man 14 bis 17 Kilometer.“
Engelbert schlief im Freien, im Zelt, bei Bauern und in Kapellen, und wenn er mit seinen Eseln in die Dörfer kam und Touristen kennenlernte, bot er ihnen an, ihn ein Stück seines Weges zu begleiten. Für diese inoffiziellen Esel-„Trekkingtouren“ verlangte er natürlich keine fixen Preise, sondern nahm, was er von den abenteuerlustigen Städtern kriegte. So pflegt Engelbert sich seine Vagabundage zu finanzieren. Er profitiert davon, dass die Eseln auch in Südfrankreich bereits zur Rarität geworden sind – und damit zur Touristenattraktion. Sein schönstes Erlebnis im Dezember: Er konnte mit Fripon, Rosalie und Gazelle an einem traditionellen Schaf-Almauftrieb teilnehmen.
Den Jahreswechsel verbrachte Engelbert in Wien. Doch schon Ende Jänner wird es ihn wieder Richtung Südfrankreich treiben. Im Visier sind die beiden Berge Mont Angele und Mont Ventoux. Wie immer ist Engelbert auch gern bereit, AUGUSTIN-Leserinnen und -Leser mitzunehmen, die Lust auf temporäres Aussteigen und auf gemächliches Eselstempo haben. „Wer zu dünn ist, nimmt zu, wenn er mit mir geht, weil er Appetit kriegt; wer zu dick ist, kommt aufs Idealgewicht, auch wenn er täglich gut speist“, preist der im niederösterrechischen Traisental geborene Vagabund sein Mitmachangebot an (InteressentInnen können sich beim AUGUSTIN, Tel. 54 55 133. melden oder ein E-Mail an ezoechling@netscape.net senden). „Mir wär recht, wenn ein Amateurfilmer dabei wär“, ergänzt er.
Vielleicht bleibt Engelbert bis zum „Eselsfest“ in Escragnolles (25. Juni) in der Mittelmeerregion, vielleicht ist er aber auch zwischendurch, im April, wieder in Wien. Auf jeden Fall möchte er beim traditionellen Friedenmarsch von Tarascon ins italienische Assissi dabei sein (vom 25. Juli bis zum 23. September 2001). Natürlich mit seinen drei Viechern. „Denn der Franz von Assissi ist schließlich auch der Schutzpatron der Eseln.“