«urbanize!» Ein Festival für urbane ErkundungenArtistin

Die SMS-Schleuder als Waffe der Meinungsfreiheit

Eine «wissenschaftlich streng unkorrekte, aber ungemein lehrreiche» Schlussveranstaltung verspricht das Programmheft zum Festival «urbanize!», denn das Institut für Alltagsforschung wird rangelassen. Sein Ziel ist nichts weniger als «die Selbstverständlichkeit des Alltags zu beenden».Dokumentiert wird das Unspektakuläre, zur Kartierung des erforschten Terrains kann mitunter Ketchup dienen, und ein Live-Ticker berichtet aus der Banalität des Alltags. Ein würdiger Abschluss des «urbanize!»-Festivals, wo «die Stadt als Zentrum gesellschaftspolitischer, kultureller und wissenschaftlicher Entwicklungen» interpretiert wird. Der Veranstalter, dérive Verein für Stadtforschung, der auch die gleichlautende vierteljährlich erscheinende Zeitschrift herausgibt, ist Garant für ein breit gestreutes Programm (nicht nur Ulkiges, sondern auch sehr Anspruchsvolles) in Sachen urbane Erkundungen.

An zehn Tagen, von 7. bis 16. Oktober, lädt «urbanize!» ein, in ein Universum zu tauchen, das mit einer Abhandlung zum urbanen Vergnügen wie Freizeitparks oder der Eventisierung des öffentlichen Raumes ansetzt und eben mit dem Institut für Alltagsforschung endet. Dazwischen liegt eine breite Palette an Veranstaltungen wie ein Expert_innengespräch zum Umgang mit Sexarbeit und ihre Auswirkungen auf die Stadt (14. 10.), dem Soundwalk «Denken mit Ohren» von Sam Auinger (13. 10.) oder eine Stadtrundfahrt (15. 10.) per Velociped zu SMS-Schleuder-Standorten, die «zur öffentlichen Artikulation von Wünschen, Träumen, Botschaften und Beschwerden» dienen. M. a. W. Hightech trifft auf Steinzeit, um an Hauswände virtuell die Meinung zu schleudern, ohne dabei Gefahr zu laufen, wegen Sachbeschädigung belangt zu werden.