Andreas

Der Augustin soll bleiben

Mariahilfer Straße

Ich bin schon seit Anfang an beim AUGUSTIN. Irgendwann habe ich allerdings Arbeit bekommen, als Hilfsarbeiter bei der Gemeinde. Straßenkehrer war ich zum Beispiel.

Das war super, aber es ging irgendwann nicht mehr, weil ich Schulterprobleme habe. Darum bin ich wieder zum AUGUSTIN gekommen. Ich verkaufe auf der Mariahilfer Straße. Jetzt unter Schwarz-Blau merke ich schon, dass es schwieriger ist, letztes Jahr habe ich mehr verkauft. Ich habe einige Stammkunden, aber viele geben mir auch einfach so etwas und nehmen die Zeitung nicht mit. Am Wochenende geht’s besser, da verkaufe ich mehr.

Aufgewachsen bin ich zuerst in Simmering, dann im Neunzehnten. 1998 sind meine Eltern gestorben, das war tragisch. Leider konnte ich die Wohnung nicht behalten, sie war zu teuer. Ich habe in der Gruft geschlafen und dann im Neunerhaus gewohnt, aber dort habe ich mich nicht so gut verstanden mit den anderen. Jetzt bin ich beim ÖHTB, (Österreichischen Hilfswerk für Taubblinde und hochgradig Höhr- und Sehbehinderte, Anmerkung d. Red.), da wohne ich im betreuten Wohnen. Ich war auch in einem anderen Wohnheim, aber das hatte eine Atmosphäre wie ein Gefängnis.

Im November werde ich wieder operiert, da muss ich mit dem Verkaufen aussetzen. Ich bin schon vier Mal operiert worden. Jetzt habe ich Invalidenpension, aber da darf man eh nichts arbeiten. Es bleibt nicht viel über von der Pension. Ich habe auch einen Hund, die Daisy. Ein Retriever, sie wird im Jänner sechs Jahre alt. Für sie habe ich eine spezielle Versicherung, wenn ich zum Tierarzt gehe, bekomme ich die Hälfte des Geldes zurück. Ich wollte immer gerne einen Hund, aber bei meinen Eltern durfte ich keinen haben. Meine Mutter war nämlich gegen Katzen und Hunde allergisch. Ich zum Glück nicht. Daisy ist mein erster Hund. Ich nehme sie immer mit zum Verkaufen, alleine kann ich sie ja nicht lassen. Einige Kunden finden das nett, andere nicht, die sagen: Wie kann man einen Hund mitnehmen?

Früher habe ich gerne Fußball gespielt. Das geht aber leider auch nicht mehr, eben wegen meiner Schulter. Dartspielen ist auch nicht mehr möglich. Aber Würfelpoker und Jolly spiele ich noch gerne. Sonst mache ich in meiner Freizeit ab und zu Ausflüge, das geht vom ÖHTB aus. Jetzt fahren wir wieder auf den Kahlenberg. Da zahle ich fünf Euro und das Mittagessen ist auch dabei. Zwei bis drei Mal im Monat fahren wir wohin, im Juli waren wir in Bratislava.

Was ich gerne noch sagen möchte: Der AUGUSTIN soll unbedingt bleiben!

Protokoll und Foto: Ruth Weismann

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