Ich war ein Penner

Augustiner Tom Kaisersberger

Als 17-Jähriger bin ich von zu Hause abgehauen, habe fast drei Jahre auf der Straße gelebt, gebettelt, viel Alkohol getrunken. Ich war ein Penner. Über mich darf ich das ja sagen, oder?

Seitdem weiß ich, wie es ist, in dieser Gesellschaft ganz unten zu stehen. Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn dann jemand hirnlos auf dich drauftritt. Das hat mich geprägt. Ich bin kein Freund der Menschen, ich bin ein Freund der Menschenrechte. Deshalb ziert die gesamte Deklaration, die heuer ihr 70. Jubiläum feiert, die Auslage meines Geschäfts GuterStoff.

Bei mir gibt es Stofftaschen, T-Shirts und Sweatshirts, die die Kunden mit eigenen Motiven bedrucken lassen können. Kurz nach der Eröffnung vor zehn Jahren ist es irgendwie zur Zusammenarbeit mit dem AUGUSTIN gekommen. Ich habe jahrelang T-Shirts und Rucksäcke zum Einkaufspreis weitergegeben. Mehr konnte ich mir nicht leisten. Aber jetzt, wo der Laden stabiler läuft, beliefere ich den AUGUSTIN gratis. (Seit Oktober 2017 hat Tom 570 bedruckte T-Shirts und 100 bedruckte Rucksäcke gespendet, Anm. der Red.).

Dass ich Ausländer bin, überrascht alle. Das sieht und hört mir keiner an. Die Österreicher sind aber sofort versöhnt, wenn ich sage, dass ich aus Bayern komme. Ich werde sozusagen positiv diskriminiert. Ich selbst versuche, Menschen jeglicher Herkunft ohne Vorurteile zu begegnen, sogar jenen, die eine andere politische Ansicht haben als ich. Es ist so einfach, freundlich zu sein und nett zu grüßen, egal wen man vor sich hat. Ich bin davon überzeugt, dass schon ein Lächeln Gutes bewirkt. Den Typ, der sich ein Nazi-Symbol aufs T-Shirt drucken lassen wollte, habe ich trotzdem aus dem Geschäft geworfen.

Ellenbogentaktik geht mir grundsätzlich auf die Nerven. Die fair produzierten Bio-T-Shirts, die ich vertreibe, garantieren zumindest das Minimum dessen, was ich mir an gerechten Arbeitsbedingungen erwarte. Weit genug geht mir das nicht. Ich will eine soziale Globalisierung, nicht nur eine wirtschaftliche. Ich heize mit erneuerbarer Energie, also mit Holz, und verwende Ökostrom. Ich frage mich, ob mein Fußabdruck auf der Erde klein genug sein wird, dass ich am Ende meiner Tage damit zufrieden sein kann. Ich bin eben ein Kind des Kalten Krieges und der Anti-Atom-Ära und werde nie aufhören, vom Weltfrieden zu träumen.

Protokoll und Foto: Nina Strasser

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