Magdalena

«Mir bleibt keine andere Wahl»

Baden

Ich habe Kontakte zu Landsleuten in Wien, die mir vor ein paar Jahren erzählten, dass der AUGUSTIN wieder Verkäufer aufnehmen würde. Ich bin vorher schon ein paar Mal in Wien gewesen, um den «Global Player» zu verkaufen. (Foto: © Ruth Weisman)

Jetzt lebe ich überwiegend in Wien, in einer Wohngemeinschaft, aber den AUGUSTIN verkaufe ich nur noch in Baden vor Supermärkten. Ich fahre in der Früh raus und bleibe beim ersten bis kurz nach Mittag, dort ist der Verkauf aber sehr schleppend. Am Nachmittag werden bei zwei anderen Supermärkten die Verkaufsplätze frei, da meine Kollegen nicht den ganzen Nachmittag bleiben. Ich löse sie sozusagen ab.

In Pitești (rund 150000 Einwohner_innen, etwa 120 Kilometer westlich von Bukarest), meiner Heimatstadt, habe ich keine Aussicht auf Arbeit. Meine beiden Töchter leben noch dort. Sie sind schon groß, die jüngere ist 16, die ältere ist 20 und hat ein Kind, ich bin also auch Großmutter. Ich fahre immer wieder mal für ein paar Tage hin, um meinen Töchtern Geld zu bringen, aber auch um meine Rückenbeschwerden behandeln zu lassen.

In Rumänien erhalte ich keine Mindestsicherung, weil die damit verknüpften Bedingungen nicht erfüllbar beziehungsweise nicht akzeptabel sind. Entweder ich lasse mich scheiden – ich lebe von meinem Mann getrennt –, oder ich nehme eine gemeinnützige Arbeit bei der Gemeinde an. Ersteres würde mich rund 300 Euro kosten. Ein Betrag, den ich nicht aufbringen kann. Zweiteres würde bedeuten, fünf bis sechs Stunden täglich für die Gemeinde zu arbeiten – für rund 50 Euro im Monat*.

Mir bleibt keine andere Wahl, als es hier zu versuchen. Als Putzkraft und Küchenhilfe zu arbeiten, könnte ich mir noch vorstellen, wenn es die Sprachbarriere nicht gäbe. Gut, ein bisschen Deutsch verstehe ich mittlerweile. Am Anfang war es für mich sehr schwer in Wien, vor allem schmeckte mir das Essen nicht. Vor allem die Tomaten, die man hier im Supermarkt erhält, sind eine Katastrophe. In Pitești kaufte ich die Lebensmittel immer auf dem Markt.

Protokoll: Reinhold Schachner

*Die Mindestsicherung ist auch in Rumänien eine Ergänzungsleistung zum Nettoeinkommen, aber im Unterschied zu Österreich muss man auf Veranlassung der Gemeinde gegebenenfalls «gemeinnützige» Arbeit verrichten. Die Ergänzungsleistung beträgt im MONAT für eine alleinstehende Person höchstens 30 Euro oder beispielweise für eine vierköpfige Familie höchstens 95 Euro. Hier auch noch die Beträge des Kindergeldes, die in Rumänien monatlich ausbezahlt werden: für die ersten beiden Lebensjahre rund 43 Euro, dann bis zum 18. Lebensjahr rund 18 Euro.

 

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