Menschen wie du und ich

Augustiner Uwe Mauch

Zum Augustin bin ich gekommen, weil ich die Gründer Robert Sommer und Max Wachter noch aus Zeiten kannte, wo ich für die «Volksstimme» geschrieben habe.

Foto: Mario Lang

Sie haben mir von einer Straßenzeitung erzählt, und ich fand das ein super Projekt. Ein paar Mal habe ich verschiedene Artikel geschrieben, und dann hatte ich die Idee für die Lokalmatador_innen. In dieser Ausgabe ist das 400. Lokalmatador_innen-Porträt, ich mache das seit dem Jahr 2000. Es war mir ein Anliegen, über Menschen zu schreiben, die normalerweise nicht in der Zeitung sind. Grundsätzlich gilt dafür: Menschen, die zum Gelingen der Stadt beitragen und keine_n eigene_n Pressesprecher_in haben. Da fallen schon mal alle, die viel reden und nichts sagen, weg. Es hat schon eine Kraft, denn es begleitet mich den Großteil meines Lebens – die Porträtserie ist fast so alt wie meine Kinder. Und sie hat nichts an Faszination verloren für mich, ich finde es toll, mit Leuten Gespräche führen zu können, ich lerne dabei sehr viel. Und es gibt in Wien 2 Millionen Menschen, also wird es nie so sein, dass ich da niemanden finde.

Manchmal finde ich die Lokalmatador_innen über den Umweg einer Geschichte für den «Kurier», für den ich arbeite. Jetzt zum Beispiel habe ich eine Story gemacht über die erfolglosesten Fußballer im Marchfeld. Die verlieren jedes Wochenende, sind aber für mich Helden, weil sie jedes Mal aufs Neue antreten. Einer der Spieler arbeitet in Wien, und er wird bestimmt im Frühjahr Lokalmatador. Denn was ich noch nicht beschrieben habe, ist die Motivation, warum sie das machen. Mein Herz ist halt immer bei den Verlierer_innen. Auch in meinen Buchprojekten. Ich habe ein Buch geschrieben, «Die Armen von Wien», und bin jetzt an einem Arbeitsweltreportagebuch dran. Da geht’s auch eher um Menschen, die es schwierig haben. Die es leicht haben, werden eh oft genug gefeaturet.

Über den Gemeindebau habe ich auch ein Buch geschrieben – «Homestories aus dem Wiener Gemeindebau». Weil ich im Gemeindebau wohne und nicht der Meinung bin, wie es in der Öffentlichkeit oft dargestellt wird, dass da nur Mord und Totschlag und Bildungsferne Tür an Tür wohnen, sondern Menschen wie du und ich. Ich fühle mich wohl im Gemeindebau, das sind ja nicht alles Trotteln. Viele haben es halt einfach nicht so leicht. Als Kinder waren mein Bruder und ich zuerst mal Outcasts im Gemeindebau – mit deutschem Migrationshintergrund und dem Vornamen Uwe. Aber durch das gemeinsame Fußballspielen wurden wir dann gut integriert.

Ich bin also Wiener, aber nicht mehr der klassische Wiener Grantler, der ich mal war. Denn dadurch, dass meine Familie in Kroatien lebt und ich viel pendle, hat sich mein Horizont sehr erweitert.

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