Monika

«Endliche eine Familie»

Merkur Markt

Ich bin die ersten paar Lebensjahre bei meinen Großeltern in der Retzer Gegend aufgewachsen. Die beiden waren sehr wichtige Bezugspersonen für mich und hatten mich so gern, ich konnte mich auf sie verlassen und wurde richtiggehend verwöhnt.

Weniger gut war meine Kindheit und Jugend, nachdem meine Mutter mich zu sich geholt hat. Bei ihr musste ich von klein auf viel arbeiten, man konnte kaum was richtig machen, und mein Vater hat sich einfach nicht eingemischt. Meinen ersten Mann habe ich auf einem Ball kennengelernt. Weil ich dringend von zuhause ausziehen wollte, habe ich geheiratet, sobald ich volljährig war – das konnte ich kaum erwarten! Das war zuerst einmal eine sehr glückliche Zeit, endlich habe ich Geborgenheit gefunden, und wir haben zwei sehr liebe Kinder bekommen. Aber die Beziehung war nicht einfach, er hat nicht zu mir gehalten, wie ich mir das vorgestellt hätte, und wir haben uns getrennt. Insgesamt habe ich sechs Kinder, sie sind heute alle erwachsen. Ich habe mir immer eine intakte Familie gewünscht, aber mit den Vätern hatte ich nicht viel Glück, und alleine Kinder aufziehen ist nicht einfach – gerade finanziell. So ist es gekommen, dass ich ihnen nicht das bieten konnte, was die Behörden sich vorgestellt haben, und sie wurden von der Jugendfürsorge ins Heim gegeben. In meiner Trauer war es schwer, ein stabiles Leben aufzubauen. Ich war wohnungslos und verzweifelt, aber ich habe immer auch Menschen getroffen, die mir weitergeholfen haben. Ich nahm diese und jene Arbeit an, damit ich mich über Wasser halten und etwas zu essen kaufen konnte. Einmal hat mir jemand vom Augustin erzählt, und dann habe ich begonnen, den zu verkaufen – das ist jetzt auch schon mindestens zehn Jahre her! Ich wohne gemeinsam mit meinem Partner in einem kleinen Haus, da kann ich meine Katzen haben, die mir sehr wichtig sind. Zum Augustinverkaufen stehe ich vor einem Merkur Markt und freu mich immer, wenn jemand eine Zeitung haben will. So habe ich über die Jahre einen Haufen netter Menschen kennengelernt. Die sind meine Familie!

Foto: Lisa Bolyos 

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