Über wen wo was zu lesen ist

Augustinerin Coretta Kurth

Ich lese den AUGUSTIN schon sehr lang, es müssen mittlerweile 20 Jahre sein. Ich finde, der AUGUSTIN ist die einzige Qualitätszeitung, die in Österreich herausgegeben wird, zumal sie Themen aufgreift, die andere tunlichst meiden.

Foto: Mehmet Emir

Ich bin ein großer Fan von Gottfrieds Tagebuch, ich mag seinen Witz. Anfangs habe ich die Lyrik-Seiten überblättert, vermutlich aus einer überheblichen Haltung heraus – in dem Sinne, wer schreibt da schon!? Irgendwann habe ich damit begonnen, auch die Gedichte zu lesen, und finde immer wieder sehr bemerkenswerte darunter. Durch die Kolumne von Martin Schenk habe ich viele Dinge erfahren, die ich ohne den ­AUGUSTIN niemals mitbekommen hätte.

Schade finde ich, dass nicht mehr in jeder Ausgabe Porträts von ­Verkäufer_innen gebracht werden. Nicht, dass mich die Mitarbeiter_innen oder die anderen Liebhaber_innen nicht interessieren würden, aber die Biografien von den Kolporteur_innen beeindrucken mich oft besonders.

Ich wohne im 23. Bezirk, wo es nicht so viele Verkäufer_innen gibt. Ich fahre zwar mit den Öffis zur Arbeit in die Stadt, trotzdem habe ich mir ein Abo genommen, um keine Ausgabe zu verpassen, und ich beteilige mich auch am Projekt «AUGUSTIN-Liebhaber_in».

Meine Arbeit an der Musikuniversität liebe ich sehr, ich arbeite dort mit extrem begabten jungen Leuten. Mein Fach ist Atem- und Körperarbeit, und zwar im Einzelunterricht. Ich bewundere die jungen Musiker_innen dafür, dass sie die Liebe und Hingabe zur Musik in die Welt tragen wollen und dafür viele, viele Jahre diszipliniert üben und lernen. Und das, obwohl viele von Ihnen während des Studiums und darüber hinaus am Existenzminium kratzen. Da sieht man, dass für viele Leute Geld nicht alles ist.

Ich kenne genügend Menschen, denen es finanziell nicht so gut geht, dazu zählen auch freischaffende Musiker_innen. Natürlich sagt niemand ‹Ich habe kein Geld›, das ist zu schambesetzt. Über solche Lebensrealitäten, um auf Zeitungen zurückzukommen, schreiben Redakteur_innen meist nicht. Darüber ist nichts in der Süddeutschen oder in der Zeit, die ich sonst noch lese, zu finden. Anders ausgedrückt, ein Teil der Gesellschaft wird medial unterrepräsentiert.

Ich werde im Herbst nach jahrelanger Pause wieder auf der Bühne stehen. Ich habe in der Frauen-A-cappella-Formation ­Velvet Voices gesungen. Nach deren Auflösung habe ich eine Weile nichts Künstlerisches gemacht, bis ich im letzten Jahr eine CD-Reihe mit klassischen Kinderliedern aufgenommen habe. Ab November werden wir Velvets in neuer Formation mit drei Sängerinnen und Band wieder Konzerte geben. Ich freue mich schon sehr darauf!

Protokoll: Reinhold Schachner

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