Vasile

«Einmal so, einmal so»

Franz Josefs Bahnhof

Ich liebe Musik – arabische, türkische, rumänische, deutsche, englische – alles. Selbst mache ich auch Musik, aber, wenn man auf der Straße auftreten will, muss man beim Magistrat zahlen. Ohne Erlaubnis vom Magistrat ist das Musikmachen auf der Straße ein Problem. Du brauchst eine Platzkarte von der MA 36. Für einen Monat kostet diese Karte 6,54 Euro. (Foto: Mario Lang)

Ich singe und mache Breakdance, Hip-Hop. Ich hab nur dieses kleine Mikrofon und eine kleine Box. Es gibt ein Video von mir im Internet, ich selbst habe es gar nicht gesehen. Wie viele Leute haben das Video gesehen? (Vasile als Breakdancer in einem Videoclip auf www.facebook.com/Augustin.Boulevardzeitung, hochgeladen am 19. März; 2.672 Personen haben den Clip angeschaut. Anm. der Redaktion). Ich liebe alle, meine Frau, meine Familie, meine Freunde. Wenn ich singe, sind alle, die zuhören, meine Freunde. Musikmachen ist eine Arbeit von mir, AUGUSTIN verkaufen meine andere Arbeit.

Den AUGUSTIN kenne ich seit zwei Jahren, seit ich von Bukarest nach Wien gekommen bin. Meine Eltern sind in Rumänien. Ich lebe mit meiner Frau hier. Schon vor zwei Jahren habe ich gefragt, ob ich den AUGUSTIN verkaufen kann. Mir wurde gesagt, nein, es geht jetzt nicht, warte noch. Ein Jahr später war es so weit, ich habe meine Daten im Büro unten (Vertriebsbüro, Anm. Red.) angegeben, und dann haben sie mich angerufen: OK, du kannst kommen, und ich habe hier die Verkäufer-Einschulung gemacht und meinen Ausweis bekommen. Das ist eine gute Arbeit, den AUGUSTIN zu verkaufen. Beim Verkaufen ist es so, wenn sich jemand erkundigt, was kostet das, sage ich: 2,50 Euro. Und wenn derjenige eine Zeitung kauft, ist es gut, wenn es ihm zu teuer ist oder was auch immer, lass ich ihn in Ruhe, ich sage nicht: Dann gib mir halt 50 Cent oder so. Respekt ist wichtig. Ich bin korrekt, aber es gibt andere – crazy Leute. Ich hätte gern, dass die Kollegen vom Vertrieb, die Sozialarbeiter, mehr kontrollieren, ob Leute ohne Ausweis den Augustin verkaufen.

Da schau (zeigt seine Hand), mein Hund hat mich gebissen. Es ist ein Beagle, Astor heißt er, ein guter Hund, aber er ist zu aggressiv. Deshalb werde ich ihn leider kastrieren lassen. Es geht nicht anders, man will ihn streicheln, er beißt.

Heute habe ich frei, da mache ich keine Musik, morgen mache ich wieder Musik. Gestern hat es geregnet, heute ist es schön, morgen, glaube ich, wird es wieder schlecht. Ein Tag ist gut, ein Tag ist schlecht – halbe-halbe. Manchmal ist die Arbeit gut, dann verkaufe ich viel, dann wieder schlecht, einmal so, einmal so.

Protokoll: Jenny Legenstein

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