Vermögens-Selbsthilfegruppetun & lassen

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Im Schweizer Nobelschiort Davos haben sich Verantwortliche der gerade an der ökonomischen Wirklichkeit gescheiterten Geld- und Wirtschaftspolitik getroffen. Der Ökonom Stefan Schleicher sprach davon, dass dort in den Bergen die Abschiedsparty des Neoliberalismus gefeiert würde. Die Stimmung sei jedenfalls nicht gut gewesen, berichteten Anwesende. Viel wurde von Werten, Besinnung und Nachhaltigkeit gesprochen.Gleichzeitig präsentierte hierzulande das Sozialministerium seinen jährlichen Bericht, diesmal mit aktuellen Zahlen über die Geldvermögen. Der Gini-Koeffizient zur Ungleichheit der Geldvermögensverteilung in Österreich beträgt 0,66 und liegt damit im internationalen Vergleich eher hoch, so die Nationalbank im aktuell präsentierten Sozialbericht. Über zwei Drittel besitzen keine nennenswerten Geldvermögen. Die Hälfte der privaten Haushalte verfügt gar nur über 8 % des gesamten Geldvermögens. Das oberste Zehntel besitzt hingegen 54 % des gesamten Geldvermögens. Diesen reichsten 10 % der Haushalte stehen rund 290 000 Euro an Vermögen zur Verfügung. Das reichste Prozent (1 %) der Haushalte hält 27 % des gesamten Geldvermögens. Und das oberste Promille (0,1 %) besitzt 8 % des Gesamtgeldvermögens. Das entspricht der gesamten unteren Hälfte aller Haushalte, die ebenfalls über 8 % des Geldvermögens verfügt.

Das Bild für eine solche Vermögensverteilung ist eine Pyramide. Damit kann der für die Nachkriegsjahre dominierende soziologische Befund von einer nivellierten Mittelschicht nicht mehr aufrechterhalten werden, kommt die Nationalbank zum Schluss.

Die neuen Zahlen zeigen weiters die Falschinformationen auf, die es im Rahmen der Abschaffung der Erbschaftssteuer gegeben hat. Erbchancen sind sozial ungleich verteilt, analysiert die Nationalbank.

Bildung, berufliche Position und Einkommen markieren die Trennlinie beim Erben. Der Anteil der Haushalte, die geerbt haben, ist in der obersten Einkommensgruppe am höchsten. Arbeiter erben in deutlich unterdurchschnittlichem Ausmaß. Am häufigsten erben Akademiker, am seltensten Pflichtschulabsolventen. Angesichts der niedrigen Vermögenssteuern in Österreich und sichtbar werdender sozialer Ungleichheiten war die Abschaffung der Erbschaftssteuer eine ökonomisch und verteilungspolitisch falsche Entscheidung.

Einkommen ist deutlich weniger konzentriert als das Vermögen. Der Ginikoeffizient zur Ungleichheit der Vermögensverteilung ist mehr als doppelt so hoch wie jener der Einkommensverteilung. Dafür ist Immobilienvermögen noch ungleicher verteilt und Unternehmenseigentum überhaupt nur in den höchsten Vermögensstufen von Relevanz.

Davos war wohl weniger eine Abschiedsparty der unregulierten Finanzmärkte und sozialstaatsfeindlicher Ideologien, sondern mehr eine Selbsthilfegruppe von Betroffenen. Damit die Werte, die sie beschwörten, nicht Schall und Rauch bleiben, muss geholfen werden. Die österreichische Regierung kann gleich beginnen und die in den letzten Jahren mit Davoser Spirit abgeschafften Vermögenssteuern wieder einführen.