Verpackte Flugzeuge …vorstadt

Foto: © Ruth Weismann

… und Techno am Nachmittag – im Winter stehen viele Räder im Wiener Wurschtelprater still. Ein Spaziergang durch ein Ambiente, das fast außerirdisch wirkt.

«Kommt überhaupt jemand um diese Jahreszeit?» frage ich die drei jungen Männer, die im Autodrom-Hüttel an der Musikanlage drehen. «Ja, du», ruft einer. Wir lachen. Und wir tanzen ein wenig, denn es dröhnt Technomusik durch den Fahrplatz, auf dem Autoscooter verloren herumstehen. Und sie hallt weit über den ebenso verlassenen Prater.
Na gut, es ist Montag Ende Jänner, mitten am Nachmittag. Nicht gerade eine Zeit, in der man auf den Rummelplatz geht. An Wochenenden ist eh was los, sogar im Winter. Unter der Woche, so erzählt einer der drei, kämen aber auch öfters ein paar Leute: «Freundinnen, die spazieren gehen» zum Beispiel.

Automaten reparieren

Zwischen den Attraktionen schlendern, das geht immer. Bis zum 8. Jänner ließen sich viele Betreiber:innen von Fahrgeschäften und Kiosken das (nach-)Weihnachtsgeschäft nicht entgehen. Seitdem ist Winterschlaf angesagt – bis zum März. Die eine oder andere Attraktion hat zwar geöffnet, vor allem gegen Ende der Woche und bei Schönwetter. Bei vielen aber sind die Rollläden unten, die Feuerwehrautos, Pferde und Flugzeuge der Karusselle stehen still in Plastik gepackt, abmontierte Teile liegen in eingezäunten Arealen und die bunten Lichter sind aus. Hier und da sieht man Werkzeuge herumliegen, Arbeiter:innen schrauben an Metallsitzen, Dekoration wird aufgefrischt. Und während die Automaten, an denen man mit Greifarm, Geschick und Glück ein Stofftier erwischt, rund um die Uhr in grellen Farben und ebensolchem Sound zum Spielen einladen, scheint das «Liebesorakel» noch der Wartung zu harren. Denn mein Euro landet zwar im Bauch der skurrilen, altmodischen Maschine, ein Zetterl mit einem Hinweis zu meiner amourösen Zukunft spuckt diese aber leider nicht aus.
An Tagen wie diesem, wenn der Prater komplett leer und «trocken» wirkt, bilden die Musikstücke und Soundschnipsel einzelner Attraktionen eine Geräuschkulisse, die das Areal in eine schräge Atmosphäre taucht. Ein wenig, als würde man durch eine Filmkulisse wandern, in der bis vor Kurzem noch gedreht wurde.

Klangskulptur

Eines dieser atmosphärisch eindrücklichen «Klangkunst»-Erlebnisse hat mir vor vielen Jahren die Lust am Wandern im leeren Wurschtelprater eingepflanzt. In der Dämmerung eines eiskalten Jännertages irgendwann in den 2000ern erschreckte mich ein Getöne, das ich zuerst nicht zuordnen konnte. Bis ich am Walfisch vorbeikam der über dem gleichnamigen Restaurant hing. Das neuneinhalb Meter lange und dreieinhalb Meter hohe Tier aus Kupfer und Holz gab durchdringende Walgesänge von sich. Und das, obwohl es dunkel war, alles geschlossen hatte (auch das Gasthaus) und niemand unterwegs war. Das Haus gibt es nicht mehr, der Wal wurde vor über zehn Jahren abmontiert. Wir können ihn seit Kurzem jedoch glücklicherweise im Wien Museum besuchen. Tonlos zwar, aber immerhin.

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