Der Augustin und das MuseumsQuartier
Früher mal, da haben Medien wie der Augustin für das MuseumsQuartier als Ort der Kunst und der Debatte gekämpft. Jetzt, wo es zwanzig Jahre alt geworden ist, wollte sich das MQ anscheinend von seinen Befürworter_innen emanzipieren und sie wie jedes Kind, das die Eigenständigkeit sucht, mit geballter Kraft loswerden: «Die Betreibergesellschaft des MuseumsQuartiers hat ihre Privatsheriffs angewiesen, Verkäuferinnen und Verkäufer des Augustin aus dem Quartier zu verweisen. Die Betreibergesellschaft ist zu 75 Prozent im Eigentum des Bundes, zu 25 Prozent im Gemeindeeigentum.»
So war es auf einem Flugblatt zu lesen, das an einem Sonntag Ende September den Besucher_innen des MQ-Jubiläumskonzerts der Wiener Symphoniker zugesteckt wurde. «Das Management eines der größten europäischen Kulturbezirke will seine Besucher_innen vor sichtbarer Armut schützen? Geht’s noch? Sind Kunst und Kultur nicht die besten Mittel, die eine Gesellschaft entwickelt hat, um auf zivile, solidarische Art Konflikte zu lösen?»
Zivil, solidarisch, bunt und bestens gelaunt betrat der Augustin an diesem Wochenende mehrfach die Bühne aka den MQ-Hof, aus dem er vertrieben werden sollte. Ausgestattet mit widerständigen Gesängen und ernsten Sprüchen stellten Augustinverkäufer_innen und ihr augustinisches Gefolge klar: Wenn hier jemand den Augustin vertreibt, dann wir – für 2,50 das Stück.
Das freundliche und ein wenig peinlich berührte MQ-Management war sogleich zur Stelle, um aufzuklären: Es war gar nicht so gemeint! Den Augustin können Sie also weiterhin im MQ kaufen und lesen. Sie können dort weiterhin Kunst und Kultur genießen, ein Kaffeetscherl in der Sonne trinken, können betteln oder Bettler_innen Geld geben und mit uns gemeinsam darauf achten, dass der öffentliche Raum öffentlich bleibt. Nicht nur für die Reichen und die Aufgemaschelten, sondern auch für die Armen und die Unangepassten.
Fotos: Theresa Rauter, Ruth Weismann