Verwalten statt regierentun & lassen

Illustration: Thomas Kriebaum

Speakers' Corner (23. Oktober 2024)

Eine Woche nach der Wahl fragt mich J., ob es wohl mal eine bessere Regierungsform geben wird, die wir jetzt noch nicht kennen. Bald kommen wir auf die Expert:innenregierung zu ­sprechen, die nach Ibiza eingesetzt wurde, die ihren Job eigentlich super gemacht hat.
Ich habe damals nicht verstanden, warum wir nicht immer so eine Regierung haben können. Für jedes Ressort ein:e Expert:in als Minister:in mit entsprechender Ausbildung und Erfahrung im jeweiligen Themenbereich, so wie es eigentlich in jedem Job sein ­sollte. Diese Personen können ja auch gewählt werden, also dass wir statt Parteien jede:n Minister:in wählen. Eine Vorauswahl der Kandidat:innen könnte ja von ­einer Arbeitsgruppe nach dem Modell des Guten Rats für Rückverteilung von Marlene ­Engelhorn getroffen werden.
Je mehr ich über das ­bestehende Parteiensystem nachdenke, desto bescheuerter finde ich es – nein, das, was ich eigentlich am bescheuertsten finde, ist, dass es legal und «normal» ist, Menschen als ungleich zu betrachten und zu behandeln, und dass damit «Politik» gemacht wird. Warum kann eine Regierung nicht das Wohl aller Menschen im Sinne haben? Wahrscheinlich liegt das Problem schon in dem Wort «regieren», laut Lexikon bedeutet das «die Herrschaft ausüben», «die Macht haben» – da läuten eigentlich bei mir alle Alarmglocken. Es sollte nicht um Macht gehen, um Parteien, die ihre Handschrift hinterlassen wollen, sondern einfach um Verwaltung. Hört sich jetzt langweilig an, aber wäre das denn so schlimm?

Hier schreiben abwechselnd ­Nadine Kegele, Grace Marta ­Latigo und Weina Zhao nichts als die Wahrheit.

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