Ausstellung über das nicht zu fassende Leben
Wenn wir einen (Kunst-)Gegenstand betrachten, nehmen wir nicht nur diesen wahr, sondern auch das Drumherum, Geräusche, uns selbst, andere Menschen. Life Constantly Escapes, die aktuelle Ausstellung im Kunstraum Niederösterreich, sucht die Unmöglichkeit, einerseits Dinge völlig isoliert zu sehen und andererseits «alles»/ «das Leben» als Ganzes darzustellen, abzubilden. Die Ausstellung «experimentiert mit dem Gedanken, dass Kunstwerke und Lebewesen im Allgemeinen nicht singulär und voneinander abgetrennt, sondern ineinander enthalten sind», schreibt die Kuratorin Andrea Popelka. Das klingt etwas esoterisch und vage. Letzteres ist unvermeidbar und gewollt in einem Konzept, das so viele Aspekte des Seins und Formen der Kunst zusammendenkt. Denkansätze, die binäre, hierarchisierende Kategorien überwinden möchten, führen aber nicht zwangsweise in New-Age-Sphären. In der Ausstellung vertretenen Künstler_innen haben sich u. a. mit «nicht-lokalen, nicht-getrennten Widerstands-Bewegungen, die die Black Feminist and Black Radical Tradition sind» auseinandergesetzt, so Popelka. Die verwelkenden Blumen Jesse Darlings, bunte Notizzettel der Schriftstellerin Octavia Butler, eine Soundinstallation mit Musik von Ahya Simone, Fotos und Videos James Goodwins, ein Comic von Grant Jonathan/HTMLFlowers oder die in Kunstharz und Wachs gegossenen Gegenstände Bri Williams‘ finden sich im Raum in einem unfassbaren Zusammenhang. Das Leben ist eben nicht zu fassen.
Life Constantly Escapes
bis 3. 4.
Kunstraum Niederösterreich
1., Herrengasse 13
Eintritt frei
Begleitpublikation: There Are New Suns / Bruised Blossoms
edited by Andrea Popelka und Kunstraum NÖ
Verlag für Moderne Kunst 2020
112 Seiten, 18 Euro
Foto: © Bri Williams, Push, 2021