Lokalmatador
Alexander Niederhofer ist im digitalen Zeitalter als Brückenbauer unterwegs.
Text: Uwe Mauch, Foto: Mario Lang
Für ältere Kund_innen spulen sie viele Kilometer ab, um deren Ratlosigkeit rund um Fernseher, Laptop und Mobiltelefon schnell und schmerzlos zu beenden. Für Berufstätige retten sie bereits verloren geglaubte Geschäftsdaten oder erlösen sie von lästigen Problemen mit digitalen Postfächern. Für ihre Teenager-Klientel reparieren sie wiederum die selbstgebauten Gaming-PCs. Generationenübergreifend ist die Gruppe jener, für die die «Helferlein» ihr verunfalltes Tablet oder Handy ambulant verarzten.
«Wir haben seit unserem Start vor vier Jahren 20.000 Aufträge erledigt», sagt Alexander Niederhofer, der mit zwei Freunden die Helferline gegründet hat.
Arbeit geben.
Das Trio schließt mit seiner Firma ein eklatantes Servicedefizit des Elektrohandels und trifft damit auch einen gesellschaftspolitischen Nerv: Egal welche Generation, welches Ausbildungs- und Einkommensniveau – kaum jemand hat heute noch ausreichend Zeit und Energie, um mit den rasanten technologischen Entwicklungen Schritt zu halten.
Der Frust darüber sitzt tief, weiß Alexander Niederhofer, der noch immer viele, speziell ältere Kund_innen besucht und betreut. «Da hilft es manchmal auch, wenn man den Menschen einfach nur zuhört.»
Die Helferline gibt inzwischen zwölf angestellten und 250 freiberuflichen «Helferlein» Arbeit. Die Angestellten arbeiten in der neuen Werkstätte in der Josefstädter Straße 25, die Freelancer sind selbst in abgelegenen Gegenden unterwegs, österreichweit, neuerdings immer öfter auch in Deutschland.
Alexander Niederhofer ist stolz auf diese IT-Truppe: «Sie können 99 Prozent aller Aufträge positiv erledigen. Dafür bekommen sie von den Kund_innen auch viel Lob.»
Der 26-jährige Wirtschaftsjurist (kurz vor dem Abschluss) führt das positive Echo auch auf die Generationenvielfalt im Team zurück: «Unser Jüngster ist gerade 22 geworden, unsere älteste Angestellte ist 52.» Jugendlicher Elan trifft auf unbezahlbare berufliche Erfahrung: «Unsere Leute können sich gegenseitig viel beibringen.»
Arbeit nehmen.
Als Firma kann die Helferline ihre Dienstleistungen nicht kostenlos erbringen. Der junge Firmenmitbegründer erklärt: «Natürlich wollen wir auch Geld verdienen. Wir verlangen bei einem Vorort-Support 14 Euro pro Viertelstunde, sofern das Problem gelöst werden kann, und auch ein Honorar für unsere telefonischen Beratungen. Aber wir wollen uns nicht an einzelnen Personen bereichern.»
Was dann? «Eine Serviceleistung anbieten, von der wir zu hundert Prozent überzeugt sind, diese weiter ausbauen und vielleicht einmal in ganz Europa etablieren.»
Große Pläne, gewiss. Doch Alexander Niederhofer kann auf eine Menge Erfahrung zurückblicken. «Ich bin seit gefühlt 16 Jahren Unternehmer», sagt er. Seit 16 Jahren? «Ja, mein Vater hat mich schon, als ich zehn Jahre alt war, zu seinen Meetings mitgenommen. Und er hat mich dann oft um meine Meinung gefragt, manchmal sogar in größerer Runde.»
Als Gymnasiast hat er mit Gleichaltrigen für Gleichaltrige pulsierende Clubbings im Volksgarten und Fußball-Musik-Partys in der West Side Soccer Arena organisiert. Wenige Wochen nach der Matura hat er mit seiner Mutter (Lokalmatadorin Nr. 288) eine Anlaufstelle für ältere Menschen ins Leben gerufen.
In Mutters «SeniorenColleg» konnte er berufliche Erfahrung sammeln, nebenbei hat er Controlling für die Kinderfreunde und Marketing für eine US-Firma betrieben. In seiner Erinnerung war Alexander Niederhofer «nicht einen einzigen Tag nur Student».
Arbeiten lassen.
Er folgt damit dem Spirit seiner Eltern, «die mich in meinem Ausprobieren nie behindert haben». Er profitiert darüber hinaus von der Bodenständigkeit seiner Großeltern mütterlicherseits, einer Buchhalterin und einem Beamten, bei denen er als Kind viel Zeit verbracht hat: «Sie haben mir immer zu verstehen gegeben, dass man bereits Erreichtes nicht leichtfertig aufs Spiel setzt.»
Seine beruflichen Ideale schöpft er unter anderem aus der Social-Impact-Bewegung: Er ernährt sich vegan; gönnt sich wenig Luxus; erkennt daher keinen Widerspruch darin, auf der einen Seite Geld zu verdienen und auf der anderen Seite die Welt durch eigenes Tun gerechter und umweltfreundlicher zu gestalten.
Bis jetzt gelinge ihm dieser Spagat ganz gut, ist Alexander Niederhofer überzeugt: «Ich kann mich jedenfalls am Abend in den Spiegel schauen. Unser Angebot ist fair und somit auch sozial verträglich. Und wenn wir ein noch funktionfähiges Handy reparieren können, tragen wir aktiv dazu bei, dass der Müllberg nicht noch größer wird.»
Mehr über die «Helferlein»: www.helferline.at