Lokalmatadorin Gabi Frimberger
Gabi Frimberger schenkt uns heuer zum 13. Mal acht außergewöhnliche FrauenFilmTage. Von Uwe Mauch (Text) und Mario Lang (Foto).Es ist ihr ein Anliegen, jene Kulturschaffenden vor den Vorhang und auf die Leinwand zu holen, die gerne übersehen werden, wenn von großem Kino die Rede ist. «Die Frauen sind im Filmbetrieb noch immer unterrepräsentiert», sagt Gabi Frimberger. Ihre Empörung darüber und über die Benachteiligung der Frauen im Allgemeinen ist eine wichtige Antriebsfeder für ihre heutige Arbeit.
Noch wenige Tage bis zur Eröffnung der FrauenFilmTage im Filmcasino (25. 2., ab 20 Uhr). Wir treffen uns in einem Büro im WUK, das sich das Festivalteam mit anderen Initiativen teilt.
Frauen machen weniger Aufsehen um ihre Arbeit. Wenn es noch einen Beleg für diese These braucht, die Gründerin und Ermöglicherin der FrauenFilmTage liefert ihn: Seit dem Jahr 2004 schenkt die geborene Münchnerin der Stadt Wien ein jährlich wiederkehrendes Festival. Und die Wiener_innen lassen sich von ihr gerne beschenken. Hunderte Stunden der Ermöglichung bleiben auch in diesem Jahr unbezahlt.
Gabi Frimberger ist keine, die sich gerne beschwert, auch keine, die ob der Schlechtigkeit der Welt lange traurig ist. Sie sagt nur: «Es braucht viel guten Willen.» Verweist dann sofort auf ihr fünfköpfiges Team, das prekär entlohnt wird, und die anderen Vorstandsmitglieder, die alle ehrenamtlich mittun.
Und sie spricht auch von einem großen Geschenk: «Weil mich all die Menschen, die ich im Rahmen dieser Arbeit kennen lernen darf, unglaublich bereichern. Ich habe hier persönlich viel profitiert, kann mich weiterentwickeln und meine Einstellungen festigen.»
Apropos Einstellungen: Bis 2004 war die gelernte Bankkauffrau im Finanzbereich tätig. Sie weiß also noch, wie es war, bevor die Kostenrechner_innen in ihren mausgrauen Anzügen und aalglatten Kostümchen in den Firmen auftauchten und das Kommando übernahmen. Sie hat auch noch miterlebt, wie diese Aliens begannen, reale Arbeit in ihren rechteckigen Excel-Dateien abzubilden, wie sie dem Kunden den Status König entzogen, wie sie ohne Genierer den ersten Mitarbeiter_innen ihre Würde absprachen, wie sie überall die Qualität senkten und das als Effizienzsteigerung schönredeten.
«Das hat mir nicht gefallen», sagt Gabi Frimberger heute. Die ehrenamtliche Mitarbeit bei amnesty international und ihre Bekanntschaft mit den Tübinger Initiatorinnen von «Terre des femmes» hatte sie schon zuvor sensibilisiert: für soziale Ungerechtigkeit zum einen und für die Benachteiligung von Frauen zum anderen.
Feministin vom alten Schlag ist sie nicht, wenn sie sagt: «Ich habe mich als Frau nie benachteiligt gefühlt, obwohl ich es sicherlich war.» Der Radmechaniker fällt ihr wieder ein, der sie wüst beschimpfte und der ihr mit der Polizei drohte, weil sie es gewagt hatte, seine Reparatur zu beanstanden. «Das wäre für mich ja noch einigermaßen erträglich gewesen, wenn er dann nicht ganz liebreizend wurde, als mein Mann plötzlich das Geschäft betrat.»
Jedes Jahr wird bei ihrem Festival eine Regisseurin, eine Kamerafrau, eine Drehbuchautorin oder eine andere Filmschaffende in Form einer Personale gewürdigt. Damit sollen jene sichtbar gemacht werden, die sich von selbst nicht in den Vordergund drängen. Dass in erster Linie Filme von Regisseurinnen gezeigt werden, begründet sie so: «Ich glaube, dass es ihnen gelingt, näher am Thema dran zu sein.»
Gerne erinnert sie sich an spannende Begegnungen: «Mit Frauen, die wegen ihrer Arbeit im eigenen Land verfolgt werden, die dennoch dran bleiben und die mir viel Kraft gegeben haben.» Dann strahlt sie über das ganze Gesicht: «Ein gut gemachter, spannender Film bringt mich immer noch zum Jubeln.»
Diese Momente der Freude helfen auch über schwierige Momente hinweg: Kurz vor dem Abspulen des Eröffnungsfilms ist die Finanzierung der Veranstaltung noch immer nicht zu 100 Prozent gesichert. Und das in einer Stadt, die sich gerne als Kulturhauptstadt feiert. Und das, obwohl Frimbergers Festival Anerkennung im In- und Ausland bekommt.
Schön ist auch der Plot: Den ersten FrauenFilmtag hat sie anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März 2004 organisiert. In der Tat war es nur ein Tag, an dem im Kino De France acht Filme gezeigt wurden. Die Idee eines Themenfestivals war damals in Wien noch relativ neu, umso erbaulicher war der Zuspruch des Publikums: «Schon 2005 waren es daher tatsächlich Filmtage.»
Bis zu 70 Filme sieht die Organisatorin in der Vorbereitung: «Das Gute am Internet ist, dass man sich heute vorinformieren und dann gezielt schauen kann.» Ihre Faszination für das Kino lässt sich übrigens nicht in die Kindheit und Jugend zurückverfolgen: «Mich hat viel mehr beeindruckt, dass der Film eine gute Möglichkeit bietet, um gesellschaftspolitische Themen abseits von Workshops auf eine andere, eine sinnliche Art zugänglich zu machen.»
Ein Anliegen sind der Frauenfilme-Promotorin auch die männlichen Besucher. Ein Blick in ihre Statistik verrät: Rund achtzig Prozent der Festivalbesucher_innen waren bisher Frauen. «Dabei zeigen wir Filme, die absolut nicht nur für Frauen gemacht wurden», betont Frau Frimberger. Na dann, nix wie hin!
Nähere Informationen unter: www.frauenfilmtage.at