Augustiner Yannik
Ich habe den Augustin gefunden, weil für mich klar war, dass ich für ein Praktikum nach Wien will. Eigentlich habe ich in Hamburg, wo ich studiere, im Suchthilfebereich Anklang gefunden. Mein Bezug zu Straßenzeitungen kam durch das Hamburger Äquivalent Hinz&Kunzt und den Tipp einer Freundin. In meinem verpflichtenden Praktikum hat sich alles sehr regelkonform für mich angefühlt. Meine große Erwartung an den Augustin war, mal in die entgegengesetzte Richtung zu schauen. Ich fand es sehr spannend, dass hier alles selbstverwaltet ist. Ich bin in einem Wohnprojekt aufgewachsen, aber jeden Tag zusammen zu arbeiten ist was anderes.
In meiner Freizeit fahre ich gern längere Touren mit dem Fahrrad, gehe wandern oder bouldern. Ich hole mir viel Entertainment auf die Ohren – Podcasts über Politik im weitesten Sinne. Ich versuche, Nachrichten ausgewählter zu konsumieren, alles andere führt nur zu schlechter Laune. Für meine Bachelorarbeit beschäftige ich mich mit Fentanyl, einem potenteren Äquivalent zu Heroin. Es gibt gute Modelle, die das Risiko, an einer Überdosierung zu sterben, reduzieren. So ein Revivalkit kostet nicht viel und ist eine einfache lebensrettende Maßnahme. Es geht nicht ganz in meinen Kopf rein, warum dafür kein Geld da sein sollte.
Der erste Schritt nach meinem letzten Praktikumstag beim Augustin ist, Wien noch voll auszukosten. Dann geht’s zurück nach Hamburg, wo es eine große Wiedersehensfreude geben wird. Danach ist noch ein Jahr Studium angesagt bis zu meinem Bachelor der Sozialen Arbeit. Bevor es dann aber für mich weiter in der sozialarbeiterischen Laufbahn geht, werde ich erst mal ein halbes Jahr Fahrrad fahren. Und dann ist vieles offen. Ich könnte mir sowohl einen Outdoor-Education-Master als auch eine suchttherapeutische Ausbildung vorstellen. Im Moment klappt es ganz gut, dass ich mich nicht so sehr stressen lasse. Viele Kurven im Lebenslauf – das ist der Plan.
An Wien werde ich die Nachtschwärmereien vermissen, auch wenn nicht viel offen hat und alles schön angeleuchtet ist. Am Augustin werde ich definitiv das Team vermissen, weil es von Anfang an so klar ist, dass man mit dazu gehört. Ach, und viele kleine alltägliche Momente und Rituale, die für Erheiterung sorgen. Hier ist auf jeden Fall eine gute Geschichtenproduktionsstätte. Ich wünsche dem Augustin, dass er noch eine ganze Weile da ist! Da habe ich viel Vertrauen und freue mich schon drauf, in einigen Jahren nach Wien zu kommen und den Augustin zu lesen.
Protokoll: Sylvia Galosi
Foto: Mario Lang