«Vier wichtige Grundbedürfnisse»vorstadt

Das neueste Produkt aus dem Hause Augustin ist ab sofort erhältlich: der Schnapser. Zu diesem Anlass ein Gespräch mit Thomas Kriebaum, dem Illustrator der Karten, über die Herausforderungen bei der Gestaltung und die Sonderwünsche der Redaktion.

INTERVIEW: HANNES GAISBERGER

Wie bist du zum Schnapsen gekommen?
Thomas Kriebaum: Schnapsen gelernt hat mir meine Oma, eine leidenschaftliche Kartenspielerin, da war ich gerade mal fünf Jahre alt. Nach der Schule war ich oft bei ihr, und nach Mittagessen und Hausaufgabe wurde regelmäßig geschnapst.

Die Karten, die du für den Augustin gestaltet hast, orientieren sich am sogenannten Französischen Blatt, das in Wien vorrangig gespielt wird.
Das war eigentlich gar keine bewusste Entscheidung von mir. Natürlich ist für mich als geborenen Wiener das Französische das vertraute Blatt. Auch wenn mir die Bilder bei den Doppeldeutschen Karten immer besser gefallen haben. Aber an Schelle, Laub oder Eichel konnte ich mich nie wirklich gewöhnen.

Hast du deshalb die Farben komplett geändert?
Das war der Vorschlag der Redaktion, und ich glaube, das symbolisiert schön vier wichtige Grundbedürfnisse unserer Verkäufer_innen, aber auch sehr vieler anderer Kartenspieler_innen: A Knedl, a Kriagl, a Tschick und a Herz – oft braucht man nicht mehr.

Bei den Karten wurden König und Dame ungeniert umgegendert. Ist das ein emanzipatorischer Akt?
Ob das schon ein emanzipatorischer Akt ist, da bin ich nicht sicher, aber es regt vielleicht ein bisserl zum Überdenken gängiger Geschlechterrollen und Hierarchien an. Und es macht das Spiel vermutlich auch ein wenig fordernder beim raschen Ausspielen.

Wie stellst du dir die ideale Benützung des Blatts vor? Als wertvolles Sammlerstück, in «mint-condition» in der Vitrine aufbewahrt? Oder lieber als abgegriffenes, vielgespieltes Packerl, das bei jeder Gelegenheit für ein Bummerl zwischendurch zum Einsatz kommt?
Spiele gehören gespielt, daher ganz klar: abgegriffen und speckig und immer griffbereit in der Hosentaschen! Allerdings würde ich mir auch noch zwei bis drei extra Packerln kaufen und folienverschweißt im Kasten verwahren. Weitere drei bis vier Packerln würde ich für liebe Freund_innen, als praktisches Geschenk, immer in Reserve haben. Und zwei Notfallspackerln sollte man soundso immer zu Hause haben.

Wie läuft der kreative Prozess bei so einem Projekt ab?
Der kreative Prozess war eigentlich wie sonst auch oft folgender:
1) Aufgabestellung ansehen
2) a bisserl nachdenken
3) erste Skizzen
4) Einwände/Vorschläge/Wünsche der Redaktion umsetzen
5) mit Tusche und Feder reinzeichnen und am Computer bunt anmalen
6) noch ein paar kleine Änderungswünsche der Redaktion einarbeiten
7) alles in die richtige Form bringen
8) letzter Check der Redaktion
9) Druckdaten abgeben
10) gespanntes Warten auf das erste Belegexemplar

Du verzichtest auf Abbildungen von Aristokrat_innen oder dem Personal aus Wilhelm Tell. Wer waren deine Vorlagen?
Bei den Karten mit Personen habe ich mich von Fotos von realen Augustin-Verkäufer_innen inspirieren lassen. Das mache ich für gewöhnlich nicht. Heikel war vielleicht auch, nicht zu sehr in klassische Stereotypen zu verfallen – breite Nasen, dicke Lippen – und die Personen trotzdem lustig darzustellen. Besondere Botschaften wollte ich damit keine transportieren, außer vielleicht: alles freundliche, sympathische Leut’ … was sonst!?!

Eine Packung Augustin-Schnapser kostet zehn Euro, die Hälfte davon erhält der_die Verkäufer_in.