Musikarbeiter unterwegs … Aerosmith, Kirchenkonzert und Iron Maiden
Die Wiener Band Autumn Bride legt mit Undying ein eindrucksvolles Album mit ihrer Vision von Symphonic Metal vor.
Text: Rainer Krispel
Foto: Mario Lang
In einer anderen Dimension hätte der schreibende Musikarbeiter womöglich die klassische Buben-Musiksozialisation «(Heavy) Metal» mit der eigenen Musik ausgelebt, schließlich bei Diana Rasina Gesangsunterricht genommen, was ihn in die Lage versetzt hätte, mit der Initiative «Geiler Rock gegen KuK (Kurz und Kogler)» zu begeistern und zu polarisieren. In unserer Dimension treffen die Musikarbeiter Suzy Fingernagel, Sängerin und Texterin von Autumn Bride, um hier wieder einmal die härtere musikalische Gangart zu ihrem Recht kommen zu lassen und über ihre Band und deren Album zu sprechen.
Fear And Devotion.
Die aus Eferding in Oberösterreich stammende Sängerin rekapituliert im Büro, aus dem unter anderem das immer empfehlenswerte Starkstrom-Magazin kommt, eine lange, lange Freundschaft aller Beteiligten (Alex Schmid: Gitarre, Ben Pauswek: Bass, Max Fingernagel: Drums). Eigentlich war dabei immer klar, dass das irgendwann in einer gemeinsamen Band enden muss, und nach einer feuchtfröhlichen Nacht, in der sich alle Beteiligten in den Armen lagen – es konnten sich aber am nächsten Tag noch alle an alles erinnern –, nahm
Autumn Bride ab 2015 konkrete Form an. Rasch fand das Quartett seinen Sound, einen Sound, den sie anfangs vage als melodischen Metal visionierten, der aber erst beim gemeinsamen Tun, beim Spielen und Singen, zu dem wurde, was jetzt als 10-Songs-Album so eindrucksvoll und druckvoll daherkommt. Vom Opener The Path bis zum abschließenden Forelsket, einem Song, mit dem die lyrische Persona der Autumn Bride, die, von Suzy personifiziert, im inhaltlichen Zentrum der Songs steht und aus diesen «spricht», in vielen Sprachen die Idee der für die Band nicht unwesentlichen «Dunkelseligkeit» beschwört – und die Liebe. «Gleich bei der ersten Probe ist das erste Lied entstanden», erinnert sich Suzy weiter. Ihr eigener Weg zur, yeah, Frontfrau!, führte von der Plattensammlung der Eltern – Kinks sind immer ein guter Ausgangspunkt! – übers Singen im Schulchor («Ich war immer die Allerlauteste!») mit erster Solostimmen-Erfahrung bei einem Ave Maria in der Kirche hin zu ersten eigenen Bands und Bühnenerfahrungen. Bis heute unter anderem mit einer wohlgelittenen Iron-Maiden-Coverband – und das muss mensch erst einmal singen können! Suzy kann. Sie sieht sich dabei selbst als Sängerin mit einem nicht abgeschlossenen Studium von Jazz- und Rockgesang wesentlich als Autodidaktin, hat sich hörend und singend erarbeitet, was sie wie ausdrücken will und kann. Die aufkeimende Liebe der Tochter zu Heavy-Klängen beförderten die Eltern einst am Übergang von Bussibär-Heften zu anderen Lebenswirklichkeiten mit einer CD von Kiss Alive II, Detroit Rock City in Eferding. Der 2-Meter-Vater marschierte später mit dem Kind noch bei einem Aerosmith-Konzert zielsicher Richtung Bühne – and that was that!
Undying.
Gerade wenn und weil solche Musik nicht die tägliche Hörgewohnheit ist, macht Undying durchgehend und wiederholt Spaß. Der Sound, umgesetzt mit Produzent Nobert Leitner – den und die Arbeit mit ihm die Sängerin in höchsten Tönen preist – ist eine echte Wonne. Ein wahres Klang-Fest, in dem
Suzys begeisternde, ähem, geile Vocals und die Instrumente maximale Wirkungen entfalten, nicht wenige der Songs dabei mit Parts/Refrains versehen, die schlicht catchy as fuck sind. Das gilt dabei nicht nur für die bisherigen Singles – allesamt mit sehenswerten Videos in Bilder übersetzt – Guardian Angels, Fear And Devotion und ab Ende April zur offiziellen Albumveröffentlichung am Start, Moonlit Waters. Während schon die ersten, auch internationalen Reviews eintrudeln, die Band und Werk mit viel Wohlwollen, ja, mitunter Euphorie begegnen, und Autumn Bride hoch anrechnen, dass ihr Sound zweifelsohne authentisch genau der ist, den sie spielen wollen, ja spielen müssen, weil der große Boom von Bands à la Nightwish schon wieder vorbei ist, bleibt aktuell doch ein ganz kleines Quäntchen Unwuchtheit. Scharren doch die vier von Autumn Bride wie so viele ihrer Kolleg_innen aktuell geradezu im Proberaum, um ihre Sounds und Songs, die innere Stimme von Suzy, auch wieder direkt und live mit einem Publikum zu teilen. «The euphoria, that one experiences when falling helplessly in love, pure love, pure happiness.»
Autumn Bride: Undying
(Stamping Ground Records)
www.autumn-bride.com