Vom AckerArtistin

Literatur

Was könnte Tagwan sein? Franziska Füchsl bietet in ihrem ersten langen Prosatext etwa folgende mögliche Bedeutungen an: «die Tagesarbeit, verrichtetes Tagewerk», «ein Flächenmaß, Juchart». Uneindeutig wie der Titel ist auch die Form des Texts – Prosa, kein Roman, Sprachkunst, jedoch nicht in erster Linie um der Sprachspielerei willen. Hinterfragt werden Sprache, der Vorgang des Erzählens, dabei wird dennoch erzählt. Tagwan zu erkunden ist mehr ein Spurenlesen als offensichtlichem Geschehen folgen. Dazu finden sich am Rand und zwischen den Zeilen Pünktchen und Striche – Zeichen, Losungen, die vielleicht ebenfalls zu entschlüsseln sind.
Die gebürtige Oberösterreicherin Franziska Füchsl, die bisher vor allem Lyrik, auch im Dialekt, verfasste, schuf mit Tagwan einen archaisch wirkenden Text, oft mit altertümlichen und selbsterfundenen Ausdrücken, wie geflungen oder tellen. Tagwan nimmt das Ländliche, (Heimatliteratur-)Klischees unter die Lupe, persifliert, analysiert, schöpft neu. «Ich komm vom Acker und soweit mein Auge reicht, verfolgt er mich, zieht meiner-einen Landstrich in die Länge. […] Ich komm vom Acker und hab ihn verlassen, ehe er Feld heißt.»

Franziska Füchsl: Tagwan
Ritter Verlag 2020
144 Seiten, 13,90 Euro