Vom Glück, eine Arbeit zu habentun & lassen

Foto: Mario Lang

Augustinerin Loveth Klinger

Vor zweieinhalb Jahren hatte ich eine schwierige Phase, da lief es nicht so gut für mich, ich war arbeitslos und wegen der Corona-­Pandemie konnte ich lange keine Arbeit finden. Bis mir ­Bekannte von der Möglichkeit erzählten, den ­Augustin zu verkaufen und so ein bisschen Geld zu ­verdienen. Dann habe ich eine Einschulung besucht und einen Augustin-Ausweis bekommen, seitdem verkaufe ich die Zeitung, früher am Karlsplatz. Dort war es aber im Winter so kalt! Nun bin ich abwechselnd vor einem Supermarkt bei der U6-­Station Währinger Straße und am Südtiroler Platz. Ein fixer Verkaufsplatz hat den Vorteil, dadurch Stammkund:innen ­gewinnen zu können, wenn es aber einer ist, der im Winter kalt ist, ­werde ich oft krank und kann nicht arbeiten. Ich möchte nicht betteln, mit dem Verkauf vom Augustin habe ich die Möglichkeit, einer Tätigkeit nachzugehen, anstatt um Almosen bitten zu müssen.
Geboren und aufgewachsen bin ich in ­Benin City, einer Drei-Millionen-Stadt im Süden ­Nigerias. Ich bin 41 ­Jahre alt und lebe seit 21 Jahren in Wien, habe also bereits über die Hälfte meines Lebens hier verbracht. Ich bin damit zufrieden, Österreich ist ein gutes Land, ich mag Wien und lebe gern hier. Derzeit wohne ich im zweiten Bezirk mit meinen Kindern und mit meinem Freund, die ­Gegend ­gefällt mir sehr gut. In meiner Freizeit flaniere ich gern mit ­ihnen durch die Stadt. Meine Kinder sind 14 und 12 Jahre alt. Manchmal gehen wir ins Kino.
Ich bin auf der Suche nach einer Arbeit als Küchenhilfe in einem Restaurant, diese Arbeit habe ich in den letzten Jahren immer wieder gemacht. Ich arbeite so gerne, es geht mir gut – besser –, wenn ich eine Arbeit habe. Mein Traumjob ist aber ein anderer, ich hätte gern ein kleines Geschäft für afrikanische Mode. Ich war in Nigeria Modedesignerin und Schneiderin, das würde ich so gern hier machen, als Selbstständige, aber mir fehlt das Startkapital für den eigenen Laden.
Hohe Ansprüche habe ich nicht, mir genügt eine Arbeit zu haben und ein glückliches ­Leben mit meinen Kindern, ­gern ­möchte ich wieder mit ­ihnen auf Urlaub fahren. Sie waren nur ein Mal in Nigeria, als sie sehr klein waren. Wir möchten nochmals hin. Auf Urlaub, nicht zum Bleiben, denn das Leben ist hier besser.