Vom Klimatechniker zum Kolporteurtun & lassen

Foto: Nina Strasser

Augustinverkäufer Devendra

Seit 2009 lebe ich in Österreich, seit zwei Jahren arbeite ich als AUGUSTIN-Verkäufer in der U4-Station Hietzing. Davor habe ich als Klimatechniker in Delhi gearbeitet. Hier ist es mir leider unmöglich, den Beruf, den ich in Indien studiert habe, auszuüben. Mein Antrag auf ein Arbeitsvisum wurde bereits zum zweiten Mal abgelehnt. Außerdem kann ich nichts Schweres heben, seit meine rechte Schulter kaputt ist. Ich wurde bereits mehrmals operiert, aber verbessert hat sich nichts.
Ich habe hier sehr viele nette, liebe, respektvolle Menschen kennengelernt. Früher mehr als momentan, muss ich ehrlich sagen. Irgendetwas hat sich hier zum Schlechteren verändert. Ich weiß aber auch nicht, warum das so ist. Sehr dankbar bin ich jedenfalls dem AUGUSTIN, dass er mir die Möglichkeit gegeben hat, hier etwas Geld zu verdienen, auch wenn es nicht sehr viel ist. Ich verkaufe die Zeitung sehr gern, weil mir der Kontakt zu Menschen wichtig ist. Ich wohne hier bei einem Freund, eine eigene Wohnung könnte ich mir nicht leisten. Von einer Institution will ich aber kein Geld nehmen. Ich will mir alles selber erarbeiten, die Wohnung zahlen, die Versicherung und alles, was ich zum Leben brauche.
Am liebsten lese ich Zeitungen, weil es mich interessiert, was in der Welt los ist. Filme sehe ich auch gern, aber halt nur auf dem Handy. Ich lebe hier ohne meine Familie. Meine Frau hat sich von mir scheiden lassen, weil ich schon so lange in Österreich bin. Sie ist Katholikin, ich bin Hindu, das hat unsere Beziehung nicht leichter gemacht. Meine erwachsenen Kinder denken, dass ich hier in Österreich reich geworden bin. Wenn ich ihnen die tatsächliche Situation schildere, glauben sie mir nicht und halten mich für einen Lügner. Das schmerzt mich sehr.
Ich bin jetzt 55 Jahre alt und ganz unten gelandet. Ich bin ganz normal, gerade heraus und offen. Aber ich benötige dringend eine Arbeitserlaubnis. Ich will ein gutes Leben.

PROTOKOLL: ANDREAS FELLINGER
FOTO: NINA STRASSER