In Europa verlieren jährlich rund 350.000 Bauernhöfe ihre Nutzung. Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen von mangelnder Rentabilität bis zum fehlenden Nachwuchs, wie der Klagenfurter Filmemacher Robert Schabus in seiner Dokumentation «Bauer unser» schildert.Gezeigt wurde der Film im Rahmen der vom Architekturbüro nonconform organisierten 6. Leerstandskonferenz, die Mitte Oktober in der Osttiroler Gemeinde Innervillgraten abgehalten wurde. Rund 200 Teilnehmer_innen beschäftigten sich drei Tage lang mit strategischen Fragen rund um Leerstand, Umnutzung und Nachverdichtung.
Das Problem ist evident: Laut der Leerstandskonferenz-Referentin Gerlind Weber, Professorin für Raumplanung, stellen alleine in Österreich sechs Bauernhöfe pro Tag den Betrieb ein. Das läge nicht zuletzt daran, so Weber, dass die Haushalte nur knapp drei Prozent ihres Budgets für Lebensmittel ausgeben – was eine wirtschaftliche Produktion schwermacht. Regisseur Schabus’ Plädoyer: Die Entfremdung zwischen bäuerlichen Produzent_innen und Konsument_innen muss wieder abgebaut werden. «Das kann zum Beispiel dadurch geschehen, dass in allen Schulen frische Lebensmittel von den Bauern vor Ort verkocht werden, weil das die beste Vermittlung für einen regionalen Landwirtschaftskreislauf ist», sagt Hermine Kogler, Landwirtin, Touristikerin und Vizebürgermeisterin der Gemeinde Moosburg in Kärnten. Neben der Umwidmung und der gewerblichen Nutzung von leerstehenden Bauernhöfen (was oft durch Raumordnung und Denkmalschutz verhindert wird) spielt der Tourismus eine zentrale Rolle – so stellte der Zukunftsforscher Zellmann die These in den Raum, dass Tourismus einer zukünftigen Landwirtschaft eine optimale Grundlage liefert, sich weiterzuentwickeln. «Für mich wurde klar, dass Leerstand am Bauernhof ein sehr emotionaler Leerstand ist», zog der Journalist und Moderator Wojciech Czaja ein Resümee der Leerstandskonferenz. «So wunderschön die Veranstaltung auch war, es schwebt durch die intensive persönliche Betroffenheit eine gewisse Traurigkeit über dem Ganzen.» Roland Gruber von nonconform bringt es auf den Punkt: «Wir haben das Land vergessen.»